War der Lockdown nötig? Welche Basis gibt es für diese Frage?

Inter­views und was deut­sche Medi­en dar­aus machen.

6 Minute/n


Merken

0

Wie ist es zu klä­ren, dass in Deutsch­land ein Wis­sen­schaft­ler den gemä­ßig­ten deut­schen Lock­down infra­ge stellt, wäh­rend in ande­ren Län­dern Regie­run­gen hef­tig dafür kri­ti­siert wer­den, dass sie den Lock­down (Groß­bri­tan­ni­en, USA) zu spät vor­ge­nom­men hätten?

Ganz wichtig. Auch in der Wissenschaft. Man muss streiten. Am besten öffentlich.

Es ist nicht nur die Umge­bung, die es von der Cha­ri­té als ihrem berühm­ten Pen­dant inmit­ten der Beton­bau­ten Ber­lins unter­schei­det. Es sind auch die Posi­tio­nen der jewei­li­gen Direk­to­ren der Insti­tu­te für Viro­lo­gie, die dort Chris­ti­an Dros­ten und hier Hen­drik Stre­eck heißen.

Coro­na-For­scher Stre­eck sieht App, Mas­ken und Mas­sen­tests skeptisch

Ob die Fra­ge nach der Not­wen­dig­keit des Lock­downs eine ist, die die Öffent­lich­keit eine Wei­le beschäf­ti­gen wird? Aber Hal­lo! Jeden Tag errei­chen uns Mel­dun­gen über star­ke Ein­brü­che unse­rer Wirt­schaft. Der Export ist um 30% zurück­ge­gan­gen. Was das für unser Land bedeu­tet, kann jetzt nie­mand sagen. Es ist zu förm­lich zu grei­fen, dass sich sehr viel ändern wird. Man muss nicht unbe­dingt Gutes erwar­ten, auch wenn man­che von die­ser Kri­se als Chan­ce sprechen.

Maßnahmen des Staates – waren sie übertrieben? Wenn ja, welche?

Der Begriff des Prä­ven­ti­ons­pa­ra­dox oder des Coro­na-Para­do­xon geht schon eini­ge Wei­le um. Viel­leicht ist die Begriff­lich­keit für man­che nicht grif­fig genug.

Das Defi­zit kann schnell beho­ben wer­den, in dem man sich die Infek­ti­ons­zah­len und die Todes­fäl­le nach Län­dern ein­mal genau­er betrach­ten. Wahl­wei­se könn­te man auch Zei­tung lesen oder ein­schlä­gi­ge Berich­te im Fern­se­hen anschau­en. Ver­mut­lich gibts die nicht nur bei den ör Sen­dern, son­dern auch im Pri­vat­fern­se­hen. Dass wir mit Fake News über­frach­tet wer­den, ist nun mal eine Tat­sa­che. Haupt­sa­che, man wählt die rich­ti­ge Quel­le. Aber wem sag ich das?!

Husten und Schnupfen – 

Sie haben jah­re­lang in den USA gear­bei­tet und geforscht.

Wie schät­zen Sie die Lage dort ein? Nicht anders als im Rest der Welt. Der Höhe­punkt ist über­schrit­ten, die Infek­ti­ons­zah­len wer­den jetzt wei­ter sin­ken. So schnell hoch ging es dort ja unter ande­rem des­halb, weil Ame­ri­ka­ner mit Hus­ten und Schnup­fen wei­ter arbei­ten gehen. Es gibt dort nicht die­se Form der Krank­mel­dung wie in Deutsch­land. Zugleich waren die Tests sehr viel teu­rer. Die Durch­seu­chung ist daher wesent­lich höher als in Deutschland.

Coro­na-For­scher Stre­eck sieht App, Mas­ken und Mas­sen­tests skeptisch

Wenn es also nach Prof. Stre­eck geht, waren es nicht etwa die aus­blei­ben­den Maß­nah­men der Trump-Admi­nis­tra­ti­on, die die ver­hee­ren­den Aus­wir­kun­gen in den USA hat­ten, son­dern die Tat­sa­che, dass die Ame­ri­ka­ner im Gegen­satz zu uns mit Hus­ten und Schnup­fen wei­ter zur Arbeit gehen. Jou, das Argu­ment habe ich bis­her noch nicht gehört, um die hohe abso­lu­te Zahl der Toten in den USA zu begrün­den. Es ist aller­dings so, dass die Todes­fall­zah­len in den USA im kor­rek­ten Ver­gleich (je Mill. Ein­woh­ner) sich in der Ran­ge befin­det, die wir auch in Euro­pa und anders­wo sehen. 

Anstatt Stre­eck für sei­ne selt­sa­men Äuße­run­gen zu kri­ti­sie­ren, füh­len vie­le sich garan­tiert nach die­sem Inter­view in ihrer Fil­ter­bla­se bestätigt. 

War alles nicht mehr als eine Grip­pe und die Über­sterb­lich­keit wird in die­sem Jahr (in Deutsch­land) nicht höher sein als zu ande­ren (nor­ma­len) Zei­ten. Gell, Pro­fes­sor Stre­eck?! Und wie siehst anders­wo aus? In GB, Ita­li­en, Spa­ni­en, Frankreich?

Lockdown und die Folgen

Viel­leicht stimmt es, dass die Ver­hal­tens­än­de­run­gen, die in Deutsch­land bereits vor dem eigent­li­chen Lock­down gegrif­fen haben, dazu bei­getra­gen haben, dass die Epi­de­mie hier­zu­lan­de bis­her so glimpf­lich ver­lau­fen ist. Die Absa­ge von Groß­ver­an­stal­tun­gen könn­te einen hohen Anteil zur Ent­span­nung geleis­tet haben. Aber woher weiß Herr Pro­fes­sor Stre­eck das so genau und wie kommt er dazu, die Öffent­lich­keit mit sei­nen neu­es­ten Ein­schät­zun­gen, die er in einem Inter­view mit irgend­ei­ner Pro­vinz­zei­tung von sich gege­ben hat, erneut auf­zu­sta­cheln? Denn genau das bewir­ken sei­ne Äußerungen. 

Und ich gehe inzwi­schen auch davon aus, dass er genau das auch beab­sich­tigt hat. Viel­leicht spie­len die Ver­bin­dun­gen sei­ner Media-Agen­tur zur Sprin­ger-Grup­pe eine Rol­le? Kam­pa­gnen gegen Dros­ten, und auch das Inter­view zäh­le ich dazu, sind ja dort im Moment voll im Trend. 

Oder wer ist wohl gemeint mit die­sem Hin­weis Streecks?

Nur war­nen und mah­nen kann man ja sehr leicht: Im Zwei­fel ist man als Mah­ner gesell­schaft­lich bes­ser auf­ge­ho­ben. Wenn man jedoch die rea­lis­ti­sche Ein­schät­zung mit ein­be­zieht, wird es kom­pli­ziert. Es ent­sprach aber auch mei­ner Emp­feh­lung, zumin­dest die ers­ten Ein­schrän­kun­gen ein­zu­lei­ten und Groß­ver­an­stal­tun­gen zu unter­sa­gen. Danach nahm das Infek­ti­ons­ge­sche­hen bereits ab. Die wei­te­ren Maß­nah­men wie Kon­takt­be­schrän­kun­gen hät­te ich dann vom tat­säch­li­chen Ver­lauf abhän­gig gemacht, auch um zu sehen, wie die ein­zel­nen Beschrän­kun­gen wir­ken und ob zusätz­li­che Schrit­te wirk­lich nötig sind. 

Coro­na-For­scher Stre­eck sieht App, Mas­ken und Mas­sen­tests skep­tisch
Her­vor­he­bung durch mich

Experten mit unterschiedlichen Ansichten zu ein- und demselben Problem sind dann kritisch, wenn sie ihre Kontroversen öffentlich austragen

Für mich gilt: Stre­ecks Exper­ti­se ist unbe­strit­ten. Aber sei­ne öffent­li­chen Äuße­run­gen sind poli­tisch und für einen Wis­sen­schaft­ler in mei­nen Augen eini­ger­ma­ßen problematisch!

Immer­hin hat Stre­eck nicht wei­ter „vor­ge­dacht“ und hat die Schluss­fol­ge­rung gezo­gen, die ande­re für ihn nun zie­hen werden. 

Lock­down? Die Plei­te des Lan­des hät­te ver­hin­dert wer­den kön­nen, hät­te die Regie­rung auf Stre­eck, statt auf Dros­ten gehört?!

Kein Lock­down bedeu­tet näm­lich für vie­le, dass die wirt­schaft­li­chen Ver­wer­fun­gen, deren Grö­ßen­ord­nun­gen wir erst nach und nach am Hori­zont erken­nen, gar nicht zwin­gend, sprich alter­na­tiv­los, gewe­sen wären. 

Dabei liegt in die­ser Schluss­fol­ge­rung ein längst auf­ge­deck­ter Feh­ler, den man am Bei­spiel der Schwe­den nach­voll­zie­hen könn­te. Dort gab es kei­nen Lock­down und trotz­dem sind die wirt­schaft­li­chen Fol­gen massiv. 

Da unser Land eines der export­ab­hän­gigs­ten auf der gan­zen Welt ist, kann sich jeder vor­stel­len, dass selbst ein kom­plett aus­ge­blie­be­ner Lock­down für Deutsch­land die Fol­gen, über die jetzt so vie­le anhal­tend lamen­tie­ren, trotz­dem mas­siv gewe­sen wären. 

Das sieht man u.a. an den mas­si­ven Rück­gän­gen der Impor­te Chi­nas oder der USA. So hängt alles mit allem zusam­men und nicht ohne Grund beschäf­ti­gen wir uns so häu­fig mit allen The­men rund um die Globalisierung.

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Corona FakeNews Interview lockdown Lügen medien Streeck Übertreibungen

Quelle Featured-Image: Standardbild...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 1015
Aufgerufen gesamt: 38 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 6 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance