Die Amis wollen einspringen, damit wir nicht frieren

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Über die­se affi­ge Nach­richt, die ich heu­te las, kann man wirk­lich nur böse lachen. Es ging den Amis bei ihrer Ableh­nung von Nord Stream 2 immer auch dar­um, ihr Frack­ing-Gas nach Euro­pa zu lie­fern. Inso­fern nutzt es ihnen sehr, dass die deut­schen Medi­en voll­kom­men auf die Ver­si­on abfah­ren, die die Putin-Geg­ner pfle­gen und die mit den ideo­lo­gi­schen Absich­ten der Grü­nen wun­der­bar in Deckung zu brin­gen sind. 

Nicht frieren, dank der USA

Das Pro­jekt Nord Stream 2 ist in Euro­pa unbe­liebt. Na und? Es mag Grün­de dafür geben, genau wie die­je­ni­gen gute Grün­de haben, die sich zu Recht seit Jah­ren über die Scheiß-Migra­ti­ons-Poli­tik der EU – ich möch­te lie­ber sagen: eini­ger EU-Mit­glie­der – beschwe­ren! War­um soll Deutsch­land nicht auch ein­mal Extra­würs­te gebra­ten bekom­men, fra­ge ich mich. 

Waffen für die Ukraine

Nun wird in Deutsch­land erneut gefor­dert, die Ukrai­ne mit NATO-Waf­fen aus­zu­stat­ten und Russ­land mit wei­te­ren Sank­tio­nen zu bele­gen. Spie­gel-Autor, Maxi­mi­li­an Popp, ist davon über­zeugt, Putin wür­de eine Waf­fen-trot­zen­de Ukrai­ne vom angeb­lich kon­kre­ten mili­tä­ri­schen Angriff abbringen. 

Es ist ande­rer­seits etwas dar­an, dass Putin, wie Popp auch schreibt, davon aus­ge­hen könn­te, dass der Wes­ten ein­kni­cke, wenn es hart auf hart käme. Die Putin-Cha­rak­te­ri­sie­rung fin­de ich per­sön­lich abwe­gig, obwohl ich mir die­se Hal­tung auf­grund man­geln­der Kennt­nis eigent­lich nicht erlau­ben dürf­te. Ich kann nicht beur­tei­len, ob Putin tat­säch­lich ein durch­ge­knall­ter Ex-KGB-Agent ist, der nichts als die Restau­rie­rung der alten rus­si­schen Macht im Sin­ne hätte.

Keine Regionalmacht!

Mir fällt beim Bei­spiel Syri­en gleich ein, wie igno­rant sich der Wes­ten gera­de bei die­sem Bei­spiel ver­hal­ten hat und dass in jene Zeit die Aus­sa­ge des US-Ex-Prä­si­den­ten Oba­ma hin­ein­fiel, Russ­land sei nicht mehr als eine Regio­nal­macht.

Bis heu­te wur­de nicht glaub­haft wider­legt, dass Jel­zins Beschwer­de, es wer­de nach Zusa­gen der Teil­neh­mer der Zwei-Plus-Vier-Ver­hand­lun­gen kei­ne NATO-Ost­erwei­te­rung geben, unzu­tref­fend war. Lei­der exis­tie­ren dazu offen­bar kei­ne schrift­li­chen Bewei­se. Aber selbst­ver­ständ­lich war das Was­ser auf die Müh­len des Vla­di­mir Putin, dem ein star­kes Russ­land am Her­zen liegt. Wel­che Schrit­te er in die­sem Zusam­men­hang gewählt hat, um u.a. sei­ne eige­ne Macht­po­si­ti­on und die sei­ner Büt­tel zu fes­ti­gen, muss man des­halb nicht gou­tie­ren und als legi­tim erachten. 

Dies wur­de ver­schie­dent­lich als Wort­bruch kri­ti­siert, da füh­ren­de Poli­ti­ker von Mit­glieds­staa­ten der NATO im Zuge der Zwei-plus-Vier-Ver­hand­lun­gen der sowje­ti­schen Sei­te zuge­sagt hät­ten, die NATO wer­de sich nicht nach Osten aus­deh­nen, son­dern man wer­de eine gemein­sa­me euro­päi­sche Sicher­heits­ar­chi­tek­tur errich­ten. Der rus­si­sche Staats­prä­si­dent Boris Jel­zin beschwer­te sich etwa am 15. Sep­tem­ber 1993 brief­lich bei US-Prä­si­dent Bill Clin­ton, der Zwei-plus-Vier-Ver­trag schlie­ße sei­nem Sinn nach eine NATO-Ost­erwei­te­rung aus. LINK

Zwei-plus-Vier-Ver­trag – Wikipedia

Putin ist den Herr­schern der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on in man­cher­lei Hin­sicht ähn­lich. Ich leh­ne jeden­falls sei­nen Umgang mit Grund- und Men­schen­rech­ten oder demo­kra­ti­schen Insti­tu­tio­nen (NGO’s, frei­en Medi­en) voll­stän­dig ab. Das heißt aber nicht, dass ich kei­nen Blick für die Inter­es­sen Putins (und mit Abstri­chen des rus­si­schen Vol­kes) hätte. 

Säbelrasseln

Soll­te Putin wahr machen, was vie­le klu­ge Leu­te fürch­ten und die Ukrai­ne tat­säch­lich mili­tä­risch angrei­fen, wird er sich sehr wohl im Kla­ren dar­über sein, wel­che Fol­gen dies für Russ­land haben könn­te. Immer­hin: So laut war das Säbel­ras­seln der NATO schon, glau­be ich. 

Seit den 1960-er Jah­ren bezieht Deutsch­land und ande­re Län­der Euro­pas rus­si­sches Erd­gas und Erd­öl. Wir erin­nern uns: selbst in eisigs­ten Zei­ten des Kal­ten Krie­ges, belie­fer­ten uns die Rus­sen zuver­läs­sig mit ihren Roh­stof­fen. Ich fra­ge mich, ob Putin es sich tat­säch­lich leis­ten könn­te, die­se enor­men Ein­nah­me­quel­len für sein Land aus purem Macht­kal­kül her­aus gefähr­den wür­de. Popp hält Putin für einen trau­ma­ti­sier­ten Ex-KGB – Agen­ten. Ich wür­de ihm wahr­schein­lich nicht mein Ver­trau­en oder gar mei­ne Freund­schaft schen­ken. So viel Geld könn­te Gas­prom nicht bezah­len. Aber wir soll­ten bei der Bewer­tung des rus­si­schen Prä­si­den­ten nicht ganz außer Acht las­sen, dass er – trotz aller nega­ti­ven Sei­ten – ein klu­ger und intel­li­gen­ter Mensch ist. So einer wird sich ein jahr­zehn­te­lang funk­tio­nie­ren­des Geschäft nicht selbst zerstören. 

Der Ast, auf dem Putin sitzt

Er hat längst erreicht (durch die Unfä­hig­keit west­li­cher Poli­ti­ker), dass Russ­land wie­der eine Macht ist. Und zwar nicht nur auf regio­na­ler Ebe­ne. Dazu kam ihm das Geld aus den Erd­gas- und Erd­öl-Expor­ten gewiss zustat­ten. Meint ihr in Russ­land wäre es üblich, den Ast abzu­sä­gen, auf dem man sitzt? 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Biden EU Interessen Krieg Nato Putin Russland Ukraine Waffen

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4 Gedanken zu „Die Amis wollen einspringen, damit wir nicht frieren“

  1. Juri Nello 470 17. Januar 2022 um 22:47

    Die Ener­gie­deals mit Russ­land waren immer ein Durch­bruch für die Bezie­hun­gen zwi­schen Euro­pa und Russland.

  2. Sprichst mir völ­lig aus der See­le, kann ich alles unterschreiben!

    Hät­ten die USA nach dem Zer­fall der Sowjet­uni­on Russ­land nicht als „nur Regio­nal­macht“ gede­mü­tigt und den „Sieg im kal­ten Krieg“ deut­lich spü­ren las­sen, sähe die Welt heu­te anders aus, davon bin ich über­zeugt. Ich kann also nach­voll­zie­hen, wenn Putin seit­dem „Russ­land first“ denkt – und vor allem erken­ne ich das Sicher­heits­in­ter­es­se an, das er for­mu­liert. Der USA/­Na­to-Stand­punkt „jedes Land muss sou­ve­rän ent­schei­den dür­fen“ ist gera­de­zu eine Unver­schämt­heit ange­sichts des­sen, was sich die USA in ihrem „Hin­ter­hof“ schon geleis­tet haben – und man den­ke nur an die Kuba-Kri­se, da war kei­ne Rede davon, dass Kuba selbst ent­schei­den dür­fe, was für Waf­fen es sta­tio­niert! (Hier mal eine Über­sicht der welt­wei­ten Mili­tär­ba­sen der USA, Russ­land und Chi­na)

    Die­ses Gewür­ge um Nordstream2 ärgert mich fast jeden Tag! Es ist tech­nisch und men­gen­mä­ßig gar nicht mach­bar, das rus­si­sche Gas durch USA-Frack­ing-Gas zu erset­zen – es wäre viel zu wenig, es müss­ten 1000de mehr Frach­ter-Anlan­dun­gen in Ter­mi­nals ankom­men, die es noch gar nicht gibt – lach­haft, das auch nur im Ernst in Betracht zu ziehen!
    Im Unter­schied zu Russ­land lie­fern auch nicht „die USA“ Gas, son­dern pri­va­te Fir­men, die je nach Markt­la­ge den bes­ten Preis ver­lan­gen – na das wür­de erst Gas­rech­nun­gen ergeben!

    An der Stel­le wün­sche ich mir jeden­falls, dass die „wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen“ (unse­re!) sich durch­set­zen und irgend­wann dem­nächst NS2 in Betrieb geht.

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