Gegen den Krieg: „Im Westen nichts Neues“ – aktueller denn je

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Mei­ne Ein­stel­lung zum Krieg in der Ukrai­ne hat sich im Lau­fe der Zeit ver­än­dert. Zuerst war ich gegen Waf­fen, dann dafür. Jetzt bin ich eher Auf­sei­ten der­je­ni­gen, die sich gegen die­sen Wahn­sinn wen­den. Ich ver­ste­he die Men­schen, die dafür sind und auch alle, die sich dage­gen äußern. 

Gegen den Krieg

Mir wird sei­tens unse­rer Poli­tik zu viel Pro­pa­gan­da ver­brei­tet. Die­sen Vor­wurf bekom­men nor­ma­ler­wei­se die­je­ni­gen auf die Ohren, die sich gegen Waf­fen­lie­fe­run­gen äußern und die womög­lich einer wei­ter aus­ho­len­den Argu­men­ti­on Putins angeb­li­che Grün­de auf­neh­men, wenn nicht gar übernehmen. 

Ich bin nicht über­rascht, dass die Neu­ver­fil­mung von Erich Maria Remarque’s Anti­kriegs­ro­man „Im Wes­ten nichts Neu­es“ so viel Auf­merk­sam­keit aus­löst. Der Film ist für neun Oscars nomi­niert. Drei Wochen vor der Oscar-Ver­lei­hung fand ges­tern die Ver­ga­be der bri­ti­schen Film­prei­se statt. „Im Wes­ten nichts Neu­es“ räum­te dort sage und schrei­be sie­ben Bafta-Tro­phä­en ab. 

Was können Bücher und Filme verändern?

Die­ser furcht­bar depri­mie­ren­de Film, den ich kaum ertra­gen habe, zeigt – auch wenn die­ses Grau­en nur auf einer Lein­wand abläuft -, was Krieg bedeu­tet. Mein Vater, der fünf Jah­re sei­nes Lebens auf den Schlacht­fel­dern des 2. Welt­krieg in Russ­land ver­brach­te und anschlie­ßend fünf Jah­re in rus­si­scher Kriegs­ge­fan­gen­schaft durch­leb­te, pfleg­te über jeden Kriegs­film zu sagen, dass die­se nicht im Ansatz das Grau­en der Rea­li­tät ver­mit­teln könnten. 

Wenn ein sol­cher Film mit Prei­sen und viel Lob über­schüt­tet wird, scheint das zur Hal­tung unse­rer Gesell­schaf­ten im Fall des rus­si­schen Über­fal­les der Ukrai­ne nicht recht zu pas­sen. Sogar UN-Gene­ral­se­kre­tär, Guter­res, warn­te uns, die Welt steue­re sehen­den Auges auf Aus­wei­tung des Kriegs zu.

In die­ser Zeit spie­len sol­che Betrach­tun­gen über den Wahn­sinn des Krie­ges natür­lich eine Rol­le. Sol­che Ein­sich­ten wer­den ande­rer­seits nicht in poli­ti­schem Han­deln wirk­sam. Es wäre ange­mes­sen, nicht nur über wei­te­re Waf­fen­lie­fe­run­gen und die Unter­stüt­zung der Ukrai­ne zu reden, son­dern auch über mög­li­che Friedensinitiativen. 

Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht

Das mag im Moment naiv und rea­li­täts­fern wir­ken. Aber mich stört doch sehr, wie mit den Men­schen umge­gan­gen wird, die die­se Posi­tio­nen in unse­rer Öffent­lich­keit ver­tre­ten. Wenn Ali­ce Schwar­zer und Sahra Wagen­knecht als unsym­pa­thi­sche, schreck­li­che Frau­en bezeich­net wer­den und ihr Anlie­gen damit abge­tan wird, dass sie in die­ser Sache eine Quer­front gebil­det hät­ten, über­zeugt mich das nicht. 

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Hel­mut Schmidt über feh­len­de per­sön­li­che Erfahrungen 

Kon­stan­tin von Notz teil­te bei Twit­ter den Tweet von Car­lo Masa­la, der sich auf die von Schwar­zer und Wagen­knecht gestar­te­te Peti­ti­on bezog: „83 137 124 Men­schen haben die­se Peti­ti­on igno­riert“. So geht ein Teil die­ser Öffent­lich­keit mit einer Peti­ti­on um, die von mehr als einer hal­ben Mil­li­on Men­schen gezeich­net wurde. 

Erstunterzeichner – Liste mit renommierten Namen 

Ich fin­de es beein­dru­ckend, wel­che Per­so­nen zu den Erst­un­ter­zeich­nern der Peti­ti­on zäh­len. Das hin­dert die­je­ni­gen, die sich auch in die­sem Fall im Recht füh­len, nicht dar­an, sie mora­lisch und inhalt­lich zur Sau zu machen. Wer nicht mit dem Strom schwimmt und dazu noch eine ande­re Pos­ti­on als der Main­stream ein­nimmt, steht dem Ver­neh­men nach min­des­tens mit einem Fuß außer­halb der zivi­li­sier­ten Gemein­schaft. Wie soll so eine Gesell­schaft funktionieren?

War es nicht ein­mal so, dass wir zwar über die „Mit­te der Gesell­schaft“ die Nase gerümpft haben, aber es ande­rer­seits als selbst­ver­ständ­lich erach­te­ten, dass Demo­kra­tien auf dem Boden per­ma­nen­ter Kom­pro­mis­se lebt? Wohin hat sich die Bereit­schaft ver­kro­chen, den Kom­pro­miss, der Tole­ranz und Respekt vor­aus­setzt, zu pfle­gen. Vie­le in unse­rer Gesell­schaft haben das wohl lan­ge als Zumu­tung emp­fun­den, nichts­des­to­we­ni­ger wer­den sie aber wis­sen, wie der Stel­len­wert die­ser Basics zu gewich­ten ist – hof­fe ich. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Krieg Russland Ukraine

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4 Gedanken zu „Gegen den Krieg: „Im Westen nichts Neues“ – aktueller denn je“

  1. Mein Wis­sen ist so begrenzt, dass ich kei­nen ver­nünf­ti­gen Grund erken­nen kann, es mit ande­ren Posi­tio­nen- als mei­ner aktu­el­len -, zu erwei­tern. Aller­dings lei­de ich an einer All­er­gie die sofort anspringt, wenn der Habi­tus der All­wis­sen­heit mei­ne klei­ne Gedan­ken­welt erschla­gen will. Hast du das Gefühl, du könn­test dich mit einer Wagen­knecht oder Schwar­zer der­art unter­hal­ten, dass auch dei­ne Argu­men­te, falls sie anders gela­gert sind, wohl­wol­lend in einen nach­den­kens­wer­ten Dia­log Ein­gang fin­den könnten?

    Ich weiß nicht mehr genau wel­cher Film es war, ich glau­be es war „der Pia­nist“, als mein Vater sag­te: Genau so war es, Men­achem, genau so.

    Ich glau­be wei­ter­hin, dass in die­sem Film die Sze­ne ist, wo klei­ne Jungs, sie mögen 10 oder12 Jah­re sein, in die Latri­ne der Sam­mel­k­los sprin­gen und dort in der Schei­ße schwim­mend kei­nen wei­te­ren Jun­gen mehr rein las­sen, der die­sen Über­le­bens­platz gefähr­den könn­te. Eins, von vie­len Bil­dern, die mir oft im Traum begegnen.

  2. Ich habe mir das Buch „In Stahl­ge­wit­tern“ noch ein­mal vor­ge­nom­men. Ernst Jün­ger ist zwar nicht unum­strit­ten und er heroi­siert in Tei­len die „Gemein­schaft im Kampf“, den­noch ist es gera­de die nüch­ter­ne Beschrei­bung der Grau­sam­kei­ten des Krie­ges, die sei­ne Schil­de­run­gen zu einem Anti­kriegs­buch machen. 

    Das Buch ist als Zeit­do­ku­ment auch des­halb lesens­wert, weil Ernst Jün­ger die Gescheh­nis­se zeit­nah auf­ge­schrie­ben hat. Wie er sel­ber sag­te, woll­te er damit der Ver­su­chung der Beschö­ni­gung entgegenwirken.

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