Europäische Freundschaften und der ESC scheinen Gegensätze zu sein.

Plötz­lich hat die Bezie­hung zwi­schen Wolo­dym­yr Selen­skyj und Olaf Scholz ein neu­es Niveau erreicht. Die Pres­se weint vor Glück. End­lich gilt es – nach Mer­kel – wie­der mal eine Freund­schaft zu fei­ern. Oh Mann.

3 Minute/n


Merken

6

Die­se Tage – bes­ser gesagt, mei­ne Tage – sind ganz ordent­lich mit Frust ange­füllt. Frust dar­über, wie uns die­se Regie­rung ver­arscht und wie wenig wir die­sem Trei­ben ent­ge­gen­set­zen. Dafür las­sen wir uns abspei­sen mit Auf­trit­ten von Volo­dym­yr und Olaf, die jetzt doch so dicke sind, wie es sich in den Augen einer infan­ti­len media­len Öffent­lich­keit gehört. 

Aber ich fra­ge mich auch, was ich bloß davon habe, wenn ich mich auf­re­ge und Frust auf­baue? Na, hof­fent­lich wer­de ich nicht krank. Dabei bin ich extra mit 63 in Ren­te gegan­gen, um mein Leben danach gemein­sam mit mei­ner Frau genie­ßen zu kön­nen. Wer spä­ter in Ren­te geht, stirbt frü­her – sagt die Tages­schau bzw. irgend­ei­ne Exper­ten­grup­pe der OECD. Na, die wis­sen ja immer alles ganz genau.

Gute Verhältnisse

Ich fand es schon immer befremd­lich, wenn Staats­gäs­te zu Besuch nach Ber­lin kamen oder Kanz­le­rin Mer­kel Rei­sen unter­nahm und die Mel­dun­gen zuvor­derst vom guten Ver­hält­nis­se der Staats­frau­en und ‑Män­ner die Rede war. Ja, ja, gute Freun­de wird nie­mand tren­nen. Das galt für Oba­ma und Mer­kel, für Macron und Mer­kel, davor für Sar­ko­zy und Mer­kel. Die angeb­li­chen Freund­schaf­ten spiel­ten in der Bericht­erstat­tung gefühlt eine grö­ße­re Rol­le als das Ver­hält­nis zwi­schen den Län­dern. Oder bes­ser gesagt, sie erweck­te das Gefühl, dass ein beson­ders freund­schaft­li­ches Ver­hält­nis zwi­schen den Staa­ten­len­kern die Basis für alle nur erdenk­li­chen wirk­lich wich­ti­gen Din­ge wären.

Aber wir erin­nern uns schon noch dar­an, wie Oba­mas Geheim­diens­te Mer­kels Smart­phone über­wach­ten oder Macron auf sei­ne Euro­pare­de in der Sor­bon­ne qua­si nie eine ange­mes­se­ne Ant­wort erhal­ten hat­te? So weit ging die Freund­schaft nicht.

Wahr­schein­lich lie­ßen sich mühe­los ande­re Bei­spie­le für ähn­li­che Bege­ben­hei­ten fin­den. So rich­tig nach Freund­schaft klingt so etwas nicht. Aber jetzt, nach­dem die Welt sich über unse­ren Olaf über sein feh­len­des Enga­ge­ment in Sachen Ukrai­ne hin­läng­lich beklagt hat, wie die einen sagen und die ande­ren ohne­hin immer abstrei­ten wür­den, kam es zum Schul­ter­schluss der bei­den Männer. 

Karlspreis

Der Volo­dym­yr, so schien es mir, hat­te in sei­ner Aache­ner Karls­preis-Dan­kes­re­de fast ein wenig die Trä­nen in den Augen ste­hen. Er lobt Olaf Scholz in einer Art, die mir fast die Schmach des Vor­abends (ESC) ver­ges­sen mach­te. Ich habe gar nicht nach­ge­se­hen, wie vie­le Punk­te die Ukrai­ne uns zukom­men ließ. Vie­le wer­den es nicht gewe­sen sein. Wir hat­ten für den letz­ten Platz nur ins­ge­samt 18 bekommen.

Dabei haben wir uns doch so ange­strengt. Noch ein mil­li­ar­den­schwe­res Waf­fen­pa­ket. Wahr­schein­lich hat der neue Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter sei­ne Hän­de im Spiel. Seit­dem er das Ruder auf der Hardt­hö­he (ach nee, das ist ja der Bend­ler­block) über­nom­men hat, läuft es auch mit den ost­eu­ro­päi­schen Nach­barn. Nur die Mucke aus Deutsch­land gefällt noch immer nicht. Böh­mer­mann und Gott­schalk haben es sinn­ge­mäß so for­mu­liert: Die Euro­pä­er mögen uns Deut­sche ein­fach nicht. 

Und mit der Musik allei­ne wird das ver­mut­lich nichts zu tun haben. 

Die Ukraine und die Korruption

In der Ukrai­ne hat man heu­te übri­gens den Obers­ten Rich­ter wegen Kor­rup­ti­ons­ver­dachts ver­haf­tet. Wolo­dym­yr Selen­skyj hat es nicht leicht. Und ich fra­ge mich, ob das vie­le Geld, um das es bei sol­chen Din­gen geht, nicht zum Teil auch unser schö­nes Geld ist. Ech­te Pazi­fis­ten wer­den es viel­leicht sogar zu schät­zen wis­sen, dass die­se 2,76 Mil­lio­nen Dol­lar jeden­falls nicht in Waf­fen, son­dern in Men­schen inves­tiert wur­den. Aber weiß man’s?

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: ESC Europa

Quelle Featured-Image: Standardbild...
Anzahl Wörter im Beitrag: 567
Aufgerufen gesamt: 37 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 5 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

6 Gedanken zu „Europäische Freundschaften und der ESC scheinen Gegensätze zu sein.“

  1. Du weißt aber schon, dass dein täg­li­cher Frust etwas ist, das du rein selbst erzeugst – aus dei­nen ganz per­sön­li­chen Inter­pre­ta­tio­nen von Ereig­nis­sen, die man auch ganz anders sehen kann. 

    Mei­ne Kolleg:innen und ich haben fast jeden Tag Besu­cher im Insti­tut, denen man schon beim Rein­kom­men ansieht, dass sie gera­de viel Frust über alle mög­li­chen Din­ge in sich rein­ge­fres­sen haben, den sie bei Gele­gen­heit jetzt an uns glau­ben abar­bei­ten zu müssen. 

    Die las­sen wir in der Regel ziem­lich nüch­tern und sach­lich abblit­zen, und meist ver­schwin­den sie dann schnell wie­der, nicht ohne beim Raus­ge­hen hör­bar her­um­zu­nör­geln. Wenn man kei­ne wirk­li­chen Pro­ble­me hat, schiebt am eben eine Fuh­re Frust vor sich her. Offen­bar fühlt man sich nur gut, wenn man sich frus­triert. So what? Für mich sind das Leu­te, die ihre Zeit mit unwich­ti­gem Unsinn ver­schwen­den und dann frus­triert sind, weil sie nicht Wich­ti­ges gere­gelt bekommen.

    Unse­re Regie­rung „ver­arscht“ uns nicht mehr oder weni­ger als jede zuvor und jede, die ihr fol­gen wird. Die „Freund­schafts­ri­tua­le“ zwi­schen Füh­rungs­po­li­ti­kern auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne waren schon immer insze­nier­te Ritua­le. Das ist alles nichts wei­ter als Teil der inter­na­tio­na­len Diplomatie.

    Völ­lig unab­hän­gig davon schnei­den wir zuletzt beim ESC meist ziem­lich grot­ten­schlecht ab, weil die Musik, die unse­re Indus­trie ver­meint­lich ziel­füh­rend dafür pro­du­ziert, schlicht und ein­fach Schei­ße ist. Das musi­ka­li­sche Niveau bei die­sem Wett­be­werb ist grund­sätz­lich eher gras­nar­big nied­rig – und die gan­ze Ange­le­gen­heit wird sooo der­art maß­los überbewertet.

    Wer nimmt das ernst? Wirk­lich? Es gibt einen so immens gro­ßen Kos­mos an unglaub­lich guter Musik, mit dem ich alle mei­ne Tage fül­len kann, wozu soll ich mich mit dem ESC und dem pein­li­chen deut­schen Abschnei­den län­ger beschäf­ti­gen als mit rei­ner kur­zer Zurkenntnisnahme?

    Ich tue mir den Mist schon seit Jah­ren nur noch ganz am Ran­de an, eher zur Belus­ti­gung. Ich kann mir ein­fach nicht vor­stel­len, wie man dar­über ernst­haft frus­triert sein kann.

  2. Aber wir beschäf­ti­gen uns ja frei­wil­lig damit. Oder eben nicht. Also erzeu­gen wir auch den Frust selbst… frei­wil­lig. Ich ver­su­che das weit­ge­hend zu ver­mei­den. Ich höre statt­des­sen lie­ber gute Musik. Guil­do Horns Vor­schlag ist sicher lie­be­voll und gut gemeint und inso­fern ok. Aller­dings wür­de, fürch­te ich, ein zweit­wei­ser Ver­zicht kein Pro­blem lösen. Denn in der Zwi­schen­zeit wür­de in Deutsch­land ja die kon­zern-indus­tri­ell her­ge­stell­te Ziel­grup­pen­mu­sik nicht bes­ser wer­den. Wirk­lich gute Musi­ker (die ihre eige­ne Musik machen) und wirk­lich gute unab­hän­gi­ge Pro­du­zen­ten haben wir in Deutsch­land ent­we­der kaum noch oder sie kom­men in der Musik­ma­schi­ne­rie nicht zum Zug. Von daher lan­det beim ESC nur die media­le Plör­re, und die ist offen­bar im inter­na­tio­na­len Maß­stab nicht gut genug. Bzw. nicht euro­pä­isch mas­sen­kom­pa­ti­bel genug.

  3. Ich hat­te gera­de bei You­tube ein paar „Reac­tion Vide­os“ gese­hen – Vide­os, wo Musi­ker oder Musik­fach­leu­te sich Vide­os von Bands oder Musi­kern angu­cken und dazu reagie­ren und kom­men­tie­ren – und zufäl­lig hat­te ich da gera­de ein paar Vide­os einer eng­li­schen Schwer­me­tall- und Prog-Metal-Band namens ‚Haken’ gese­hen, als die­ser deut­sche Bei­trag beim ESC irgend­wo im TV gespielt wur­de. Hör­te und sah mir das kurz an und muss­te fest­stel­len, dass Haken wirk­lich meh­re­re Klas­sen bes­ser ist.

    Ok, die­se deut­sche Band mag auch ihre Qua­li­tä­ten haben und eine ganz ori­gi­nel­le Büh­nen­show zei­gen. Dage­gen will ich nichts sagen und auch gar nicht meckern, aber DAS beim ESC kommt mir schon reich­lich hilf­los sei­tens der deut­schen Ver­ant­wort­li­chen zu sein. Es passt ein­fach gar nicht. Was war da noch beim deut­schen Vorentscheid?

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance