Wir haben Anfang Juni und die Waldbrände in Kanada (es gab in diesem Jahr schon 2.200 Feuer!) haben bereits über 32.800 Quadratkilometer Wildnis vernichtet. Vermutlich ist das Wort apokalyptisch angebracht. Trudeau bezeichnet die Verheerungen als schlimmste je dagewesene in seinem Land. Die Größenordnung ist unvorstellbar. Die zerstörte Fläche entspricht dreizehnmal der Größe des Saarlandes.
Die Feuer, deren Auswirkungen New York erreicht haben, wüten in der Nähe von Ontario und Quebec. Beide Städte sind Luftlinie etwa 1.400 Kilometer von New York entfernt. Die Bilder und Berichte aus der Region sind erschreckend.
Giftige Luft in New York
Leider wird es wieder Menschen geben, die auch diese Katastrophe als „irgendwann schon einmal dagewesen“ bezeichnen werden. Sie tun das wiederum aus dem einen Grund, ihre eigenen Ansichten vom Klimawandel zu verbreiten. Es sind die, die zwar nicht zwingend den Klimawandel leugnen, dafür jedoch die Verantwortung der Menschheit zurückweisen.
Gestern war der Dürremonitor des Helmholtz-Instituts schon wieder Thema in einem Wetterbericht. Manchmal melden die Meteorologen, dass die in diesem Frühjahr niedergegangen Niederschlagsmengen die Lage im Land stark verbessert hätten. Ich habe aus diesen Meldungen Schlussfolgerungen gezogen, die offenbar falsch waren. Vor allem im Osten des Landes zeigt der Dürremonitor nach wie vor einen gravierenden Wassermangel. In unserer Region sieht es dagegen einigermaßen gut aus. Wir haben es mit einem sehr differenzierten Bild zu tun. Das ist ein Grund dafür, dass mich die unterschiedlichen Meldungen zum Thema immer wieder aufs Neue irritieren.
Klimaleugner dürfen nicht die Oberhand bekommen
Ich muss ehrlich sein, denn ich reagiere auf manche Meldung nicht nur irritiert, sondern klammere mich zeitweise tatsächlich an die abwegigen Theorien der Klimaleugner. Allerdings nur kurzfristig, weil ich durch neue Erkenntnisse und Berichte immer wieder schnell auf den Boden der Tatsachen, die für „die anderen“ oft bloße Fake News sind, zurückgeholt werde.
Die Menschen tun nicht das, was nicht nur grüne Umweltaktivisten für dringend erforderlich halten. Dass dies auch nicht etwa nur für diktatorisch oder autokratisch geführte, sondern auch für demokratische Nationen gilt, dürfte nur auf den ersten Blick verwirrend sein. Solche Vergleiche mögen manchmal irritierend sein. Wenn deutsche Umweltschützer oder grüne Politiker ein diktatorisches Regime wie China dafür loben, wie massiv dort in erneuerbare Energien investiert wird, empfinde ich dies als irreführend. Die Größenordnungen lassen sich mit denen in europäischen Ländern, einschließlich Deutschlands, nicht vergleichen.
Energiebedarf vs. Umwelt
Während sonst, beispielsweise dann, wenn es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht, ganz genau genommen wird, indem nicht auf absolute, sondern relative Zahlen geschaut wird, läuft es in diesem Fall andersherum. Der Energiebedarf der Chinesen ist angesichts des auch aus politischen Gründen notwendigen wirtschaftlichen Wachstums ganz anders dimensioniert als der hiesige. 2014 betrug er 2.224,35 kg Öleinheiten pro Kopf. Im Jahr 2015 benötigte Deutschland 3.817,55 kg Öleinheiten pro Kopf. Der Stromverbrauch in Deutschland betrug 2014 7.035,48 kWh pro Kopf, bei den Chinesen waren es 3.905,32 kWh pro Kopf. Diese Zahlen zeigen, wie groß der Aufholbedarf in China ist.
China könnte seinen gesamten Energiebedarf selbst decken. Es ist nicht auf Importe angewiesen. Der Gesamtenergieverbrauch Chinas beträgt 6,875 Billionen kWh. China deckt 66 % seines Energiebedarfs aus fossilen Quellen. 4,8 % wurden mit Atomenergie gedeckt, die restlichen 29,2 % stammten bereits aus erneuerbaren Energien (Quelle). 2019 lag der Anteil der Erneuerbaren noch bei 14,5 %. Trotz dieses engagierten Ausbaus plant China 47 neue Atomkraftwerke.
Gravierender ist der geplante, stark vorangetriebene Ausbau von Kohlekraftwerken. Nach einem Bericht der „Tagesschau“ vom Februar d.Js. sollen in China wöchentlich zwei neue Kohlekraftblöcke errichtet werden. Im Bericht wird der gigantische Nachholbedarf Chinas erwähnt. Es spendet nicht viel Trost, dass China auch den Ausbau der Erneuerbaren vorantreibt. Aber nur darauf weisen Aktivisten und Grüne in Diskussionen hin.
Chinesische Vorstellungen
China hatte Mitte 2021 eine Welle von Stromausfällen aufgrund von Problemen bei der Kohleversorgung erlebt. 2022 brach nach einer langen Dürre die Erzeugung von Elektrizität aus Wasserkraft ein; daraufhin wurde in einigen Regionen Strom rationiert. Nach einer Konjunkturschwäche infolge der strengen Coronaregeln und -lockdowns versucht die Regierung Peking, nun wieder das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Quelle: Spiegel Online
So kompliziert ist das. Was Indien, Brasilien oder Russland machen, ist ebenfalls nicht viel besser. Demjenigen, der auf diese Entwicklung hinweist, einfach entgegenzuhalten, dass man deshalb ja nicht einfach die Hände in den Schoß legen dürfe, ist mir etwas wenig. Wenn Deutschland aus mir unerfindlichen Gründen gern den Vorreiter für saubere Energie geben möchte, ist das vor allem mal keines: nämlich ein weltanschaulich neutrales Ansinnen. Als besonders pragmatisch empfinde ich Robert Habecks Heizungsgesetz nicht. Vor allem war das die falsche Botschaft zur falschen Zeit. Andererseits verstehe ich sehr gut, dass in dem neben dem Verkehr ganz und gar vernachlässigten Sektor des Heizens dringend etwas passieren muss.
Will man immer noch ein Zeichen setzen oder im günstigen Falle beweisen, dass sich eine in vielerlei Hinsicht sehr anspruchsvolle Bevölkerung mit notwendigen Eingriffen einverstanden zeigt? Dann hat man wohl etwas falsch gemacht. Ein Blick auf die Umfrageergebnisse der letzten Zeit beweisen das.
Grüne: gebt euch mehr Zeit
Hätten sich die Grünen etwas mehr Zeit gelassen, wäre nicht nur die geleakte erste Version des Gesetzes so grandios negativ durchgefallen und hätten nicht fast im Alleingang für das Umfragetief der Ampel, vor allem für sie selbst, gesorgt. Es wäre (trotz der Klimakleber) möglich gewesen, die notwendigen Schritte in einem deutlich gemäßigteren zeitlichen Ablauf zu tun, im Idealfall hätten sich Journalisten, die Allesschlechtmacher und wir Bürger auf die Veränderung einstellen können. Zudem hätte man auf behördlicher Ebene Abklärungen (z.B. Fernwärme) durchführen können, die wenigstens etwas Professionalität suggeriert hätten.
Deutschland polarisiert sich in einem Tempo, die an die Vereinigten Staaten erinnert. Wer hätte gedacht, dass die „Schafe, Lämmer“ oder wie das Wahlvolk von Querdenkern und AfD-Treuen noch anders beschimpft wurde, so krass zu mobilisieren wären? Selbst die schlecht verkappten Nazis haben doch nicht mit 18 % im Frühjahr 2023 gerechnet. Wem die 18 % nicht reichen, dem sei gesagt, dass er einmal die möglichen Koalitionen auf Bundesebene durchrechnen möge. Ohne AfD-Beteiligung geht es im Osten schon nicht mehr und auch der Bund steht an der Grenze zur Regierungsunfähigkeit. Es sei denn, man würde sich darauf besinnen und die Herausforderungen der Demokratie endlich annehmen. Das brächte in meinen Augen – auch gegen die Nazis von der AfD – eine reelle Chance, diese unkonstruktiven und unberechenbaren Männer und Frauen wieder loszuwerden und sie dorthin zu verweisen, wohin sie gehören – auf die medial weniger beleuchteten Ränge des Parlaments.
Zu viele negative Beispiele
Wenn wir nicht schon bald alle im Feuerqualm darben wollen (in Deutschland und Belgien brennt oder brannte es auch), müssen wir viel mehr gegen den Klimawandel tun und dürfen uns von denen, die anderswo zutreffend als Realitätsverweigerer bezeichnet wurden, nicht so gegeneinander aufbringen lassen. Dazu wäre vor allem eine souveräne Regierung erforderlich. Also, Ihr Ampelmänner und -frauen, kommt in die Hufe.
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