Es gibt sicher viele, die auch diese Doku gesehen oder diesen Artikel gelesen haben. Ändert das etwas an den Verhältnissen?
Die Doku lief nicht nur bei Arte, auch in der ARD (leider spätabends). Allerdings gibt es schon lange immer wieder Berichte in diesen Zusammenhängen. Bedauerlicherweise ändert sich am Verhalten der Menschen wenig. Ja, der Fleischkonsum ist weiter rückläufig. Vielleicht ist das ein gutes Zeichen! Immerhin isst jeder Deutsche im Schnitt noch immer 51 Kg Fleisch im Jahr.
Ich esse täglich zum Frühstück mein Müsli. Enthalten sind frische Himbeeren und Blaubeeren. Merkwürdigerweise auch im Winter. Na, immerhin sehe ich diese Merkwürdigkeit. Ich weiß, woher diese frischen Früchte kommen und schäme mich trotzdem nicht. Schließlich sehe ich, dass mir diese Obstmischung sehr dabei hilft, gesund zu bleiben. Dass es längst frische Erdbeeren gibt (vorzugsweise aus Spanien oder Griechenland) wundert hier auch niemanden mehr. Der Film (Bittere Früchte) zeigt bedauerlicherweise auch, wie wenig wir unsere Verantwortung für solche Dinge wahrnehmen. Denn nur wir Konsumenten sind es, die durch unser Verhalten etwas ändern.
Wie immer, beginnt alles damit, was und wie schnell wir über die Zusammenhänge wissen und lernen.
Auf meinen Spaziergängen durch unsere nicht nur landwirtschaftlich, sondern auch Rheinbraun-geschädigte Botanik glaube ich zu sehen, was im Vergleich zu meiner Kindheit (50-er/60-er Jahre) alles verloren ging. Es handelt sich längst nicht nur um die verlorenen Gelände und zum Teil prachtvollen Kirchen oder Schlösser.
Viele Tiere findet man hier kaum noch oder nur mit viel Glück. Dazu zähle ich Fasane oder Rebhühner, Füchse, Hasen und sogar Kaninchen. Und das, obwohl die beiden Letztgenannten angeblich in unserem Landkreis wieder stärker verbreitet sein sollen. Dass zu den vermissten Tierarten auch andere Tiere zählen bzw. auch Schmetterlinge und andere Insekten, rechne ich einmal zu dem, was man als anekdotische Evidenz bezeichnet. Ich glaube, die Statistik deckt sich durchaus mit meinen persönlichen Eindrücken. Außerdem bin ich damit ja nie allein.
Die Biologin Katrin Böhning-Gaese spricht in einem Interview mit dem österreichischen Standard davon, dass wir in den letzten fünf Jahrzehnten bei Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Amphibien mehr als 60 % der Arten verloren haben. Sie führt aus: „Seit meiner Grundschulzeit sind zwei Drittel aller Tiere auf der Erde verschwunden.“
Es ist also sehr viel schlimmer, als ich es durch mein genaueres Hinschauen, seit ich mich für Fotografie interessiere, beobachtet habe. Es ist deprimierend.
Frau Böhning-Gaese sagt:
Letztlich ist die Diversität unsere menschliche Existenzgrundlage. Fast alles, was wir brauchen, gewinnen wir aus der Natur. Das fängt an mit der Luft, die wir atmen, sauberem Trinkwasser, unserer Nahrung, unserer Kleidung, unserem Bauholz. Selbst moderne Medikamente kommen immer noch aus der Natur. Wenn wir diese Grundlage verlieren, dann wird unser menschliches Leben und auch Überleben gefährdet.
Inwieweit die weltweiten Bemühungen um mehr Arten- und Klimaschutz grundlegende Veränderungen zeitigen können, bleibt abzuwarten. Das Dumme ist, dass Verbesserungen, wenn sie auch noch so gering sind, oft erst nach vielen, vielen Jahren sichtbar werden. Inwieweit etwa ein in Deutschland zurückgehender Fleischkonsum eine Auswirkung auf die Gesamtproblematik hat, vermag wohl niemand zu sagen. Und ob der gut gemeinte Individualverzicht auf Lebensmittel, die beispielsweise nicht lokal hergestellt wurden, eine Auswirkung auf globale Entwicklungen hat, ebenfalls nicht.
Solche Langfristigkeiten sind vielleicht ein Grund dafür, dass sich viele so machtlos fühlen und schließlich die Dinge dann doch so weiterlaufen lassen, wie es bislang weitgehend immer noch der Fall ist. Politiker mögen vielleicht einen besseren Gesamtüberblick haben, von solchen Überlegungen bleiben auch sie nicht unberührt.
Diversität verschwindet generell.
Auch was Sprachen und Dialekte anbelangt.
Sprachen transportieren auch immer spezielle Sichten auf die Welt.
Durch den Verlust wird es ärmer um uns.
Pflanzen und Tieres sind uns aber näher – oder doch nicht?! Wen schert es eigentlich, wenn Inventionen der Evolution einfach so verschwinden? Wenn also Varianz ärmer wird?
Einheitsbrei erhält uns warm.
@Gerhard: Das mit den Sprachen und Dialekten hat vlt. u.a. etwas mit der Globalisierung zu tun? In einer (angeblich) zusammenwachsenden Welt braucht es wohl weniger Sprachen und Dialekte. Ich bin auch der Meinung, dass das sehr schade ist. Ich weiß noch, dass manche Kinder in der Schule Dialekt sprachen. Ich kann und will meinen Dialekt bis heute nicht verstecken. 🙂 In der Schule war es nicht populär, unseren rheinischen Dialekt zu sprechen. Zur Zeit unserer Eltern war das noch völlig anders.
An deinem Abschlusssatz ist sicher viel Wahres.