Novembergrau und Krisenlast: Wie holen wir uns unsere Zuversicht zurück?

Mein Blick auf die Last der heu­ti­gen Kri­sen und (wie so oft) die Fra­ge, war­um frü­her vie­les leich­ter schien.

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Was war der Grund, dass ich in der Zeit von zwan­zig, auch noch mit vier­zig, so viel bes­ser drauf war als heu­te? Gegen­wär­tig zieht mich (sicher nicht nur) das, was um uns her­um pas­siert, rich­tig run­ter. Das Wet­ter spielt sicher auch eine Rol­le. Die grau­en Novem­ber-Tage haben uns in sel­bi­gem ertränkt. Viel­leicht war das anders, weil ich jün­ger war und ein­fach unbe­schwer­ter? Schließ­lich sagen mir vie­le, dass frü­her ™ auch nicht Gold war, was glänz­te. Als ob ich das nicht wüsste.

Zu Hause
Zu Hau­se

Ich bin froh, dass ich mei­ne Ecke habe, in die ich mich ver­zie­hen und in der ich mich von die­sem Krampf zurück­zie­hen kann. 

Die Bal­lung von schlech­ten Nach­rich­ten dürf­te selbst die ganz har­ten Zeit­ge­nos­sen beschäf­ti­gen. Dass wir im Moment ohne funk­tio­nie­ren­de Regie­rung sind, ist noch das kleins­te die­ser Probleme. 

Der Aus­blick aus unse­rem Wohn­zim­mer hat sich in den letz­ten Tagen krass ver­än­dert. Gut, das ist im Herbst nun ein­mal so. Aber in die­sem Jahr hät­te das bun­te Laub ruhig noch etwas län­ger an den Bäu­men blei­ben können.

Ein Rückzugsort ist mir wichtig

Es scheint, dass die der­zei­ti­ge Häu­fung nega­ti­ver Nach­rich­ten sehr vie­le Men­schen belas­tet, nicht nur in Deutsch­land. Mei­ne Behaup­tung, dass frü­her nicht alles glän­zend war, aber den­noch anders emp­fun­den wur­de, dürf­te mit mei­nem dama­li­gen Alter bzw. den uns in jün­ge­ren Jah­ren nach­ge­sag­ten Unbe­schwert­heit zu tun haben. Aller­dings habe ich mich auch frü­her schon enga­giert mit poli­ti­schen The­men befasst.

Lei­der gibt es im Ver­hält­nis in den Alters­klas­sen viel mehr alte Leu­te. Eines die­ser gra­vie­ren­den Schwie­rig­kei­ten, mit denen wir es hier im Land zu tun haben. Doch die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen wir­ken objek­tiv so gra­vie­rend, was vie­le Exper­ten und Beob­ach­ter sich damit beschäf­ti­gen. Was dabei her­aus­kommt, ist nicht immer aufbauend.

Politische und wirtschaftliche Unsicherheit

Deutsch­land steht momen­tan vor gro­ßen poli­ti­schen Schwie­rig­kei­ten, ins­be­son­de­re durch den schwe­len­den Kon­flikt inner­halb der Ampel-Koali­ti­on. Gleich­zei­tig bleibt die wirt­schaft­li­che Situa­ti­on ange­spannt. Infla­ti­on belas­tet vie­le Haus­hal­te, und die wirt­schaft­li­che Unsi­cher­heit ver­stärkt sich durch stei­gen­de Ener­gie­prei­se und Sor­gen um Arbeitsplatzverluste.

Globale Spannungen

Inter­na­tio­nal eska­lie­ren geo­po­li­ti­sche Kon­flik­te: Der Krieg in der Ukrai­ne bleibt ein zen­tra­ler Kri­sen­herd, und die Span­nun­gen zwi­schen Russ­land und dem Wes­ten neh­men wei­ter zu. Eben­so ver­schär­fen sich Span­nun­gen in ande­ren Regio­nen, etwa zwi­schen den USA und Chi­na, was sich auf die glo­ba­le Sta­bi­li­tät aus­wirkt. Begrif­fe wie „WWIII“ tren­den regel­mä­ßig auf Platt­for­men wie X (ehe­mals Twit­ter), was die all­ge­mei­ne Besorg­nis über die glo­ba­le Sicher­heit wider­spie­gelt. Bei uns sind die inlän­di­schen Pen­dants dazu #Russ­land, #Ukrai­ne, #Kriegs­trei­ber und natür­lich #Putin.

USA und gesellschaftliche Spaltung

Die poli­ti­sche Pola­ri­sie­rung in den USA beein­flusst nicht nur die Innen­po­li­tik, son­dern hat auch glo­ba­le Aus­wir­kun­gen. The­men wie die gelau­fe­nen Prä­si­dent­schafts­wah­len und die tie­fe gesell­schaft­li­che Spal­tung prä­gen die Dis­kus­sio­nen. Das Schre­ckens­ka­bi­nett des Donald Trump raubt einem nor­ma­len Men­schen den Atem. Wie mögen sich die US-Ame­ri­ka­ner ein­mal füh­len, wenn sie im Rück­spie­gel sehen, was die­ser Rück­fall in die Bar­ba­rei sie „gekos­tet“ hat? Ja, ich ver­ste­he, dass sie mit dem bestehen­den Estab­lish­ment „abrech­nen“ woll­ten. Nur haben sie in ihrer Kurz­sich­tig­keit den Bock zum Gär­ter gemacht. Wer, wenn nicht Trump und sei­ne Leu­te, ent­pupp­ten sich als die pure Aus­ge­burt eines Tei­les des US-Estab­lish­ments, das sich einen Dreck um sei­ne Mit­bür­ger schert. Als Grund­qua­li­fi­ka­ti­on scheint für das neue Kabi­nett des Herrn Trump zu gel­ten, dass eine kas­sier­te Vor­stra­fe den Kan­di­da­ten aus­zeich­net. Nun ja, wie der Herr so’s Gescherr.

Mein persönlicher Kontext

Mei­ne Sicht auf ver­gan­ge­ne Jah­re im Ver­gleich zum aktu­el­len Emp­fin­den ist, glau­be ich, durch­aus nach­voll­zieh­bar. Frü­her hat es natür­lich gro­ße Her­aus­for­de­run­gen gege­ben, aber die Wahr­neh­mung war durch Opti­mis­mus und per­sön­li­che Per­spek­ti­ven anders, wohl etwas hel­ler, gefärbt. Heu­te belas­ten uns jedoch die Viel­zahl und Inten­si­tät der Kri­sen – von Kli­ma über Krie­ge bis hin zu poli­ti­scher Lähmung. 

Tags wie #Rus­sia, #Ukrai­ne und #WWIII spie­geln die Schwe­re der Situa­ti­on wider, aber auch die Not­wen­dig­keit, die eige­ne men­ta­le Gesund­heit zu schüt­zen. Viel­leicht kann ein Blick auf kon­struk­ti­ve Ansät­ze – etwa loka­le Gemein­schafts­in­itia­ti­ven oder posi­ti­ve Zukunfts­pro­jek­te – ein wenig Erleich­te­rung verschaffen? 

Wer setzt positive Impulse? Merz etwa?

Mei­ne Schwes­ter hat sich übri­gens die Par­tei­tags­re­de von Robert Habeck ange­se­hen. Sie hat, obwohl sie kein Fan und erst recht kei­ne Wäh­le­rin der Grü­nen ist, die­se Rede in den höchs­ten Tönen gelobt. Ich muss das noch nach­ho­len. Obwohl ich weiß, dass Reden an unse­rem mise­ra­blen Zustand sicher nichts ändern wer­den. Aber wenn es hilft, die Stim­mung im Land etwas auf­zu­hel­len… Ich weiß, wie vie­le jetzt aber völ­lig ande­rer Ansicht sind. Wie kann man bloß auf die Gedan­ken eines Ampel-Poli­ti­kers noch irgend­et­was geben? Gut, dann gra­ben wir uns alle schon mal die Löcher, in die wir uns dem­nächst ver­krie­chen. Kopf hoch, Rücken durch­drü­cken. Ich glau­be, mor­gen gehe ich end­lich mal wie­der an die Luft. Egal, ob es nun schneit (wie heu­te mal kurz) oder regnet.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Klima Krieg Russland Trump

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4 Gedanken zu „Novembergrau und Krisenlast: Wie holen wir uns unsere Zuversicht zurück?“

  1. Ich hat­te immer ange­nom­men, dass der Novem­ber der Monat mit der höchs­ten Sui­zid­ra­te ist. Weit gefehlt, nach ChatGBT ist der Früh­ling die Zeit der meis­ten Selbst­mor­de. So kann man sich täu­schen. Per­sön­lich mag ich die Jah­res­zeit, abge­se­hen von der kri­ti­sche Welt­la­ge der­zeit, eigent­lich ganz gerne. 

    Alles ist weni­ger hek­tisch und vor dem Ofen lässt sich auch das Schau­er­wet­ter in der Frei­zeit gut aus­hal­ten. Heu­te hat es geschneit, da sieht die Welt schon wie­der ein biss­chen freund­li­cher aus. 😉

  2. Gerhard 246 21. November 2024 um 22:59

    schnee ist für mich nur „uncool“. ich has­se ihn sogar.
    zudem ist mit ihm mei­ne spe­zi­el­le foto­gra­fie am ende.

    ich habe habeck per­sön­lich erlebt in würz­burg 2020, habe sein letz­tes buch gele­sen und fin­de ihn eine ehr­li­che Haut.
    sol­che Poli­ti­ker kannst du an einer Hand abzählen

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