Die „andere Seite“ hören und trotzdem lieb bleiben

6 Minute/n


Merken

0

Wer sich nicht „auf der ande­ren Sei­te“ ab und an infor­miert, der könn­te sich an die rela­ti­ve Ruhe gewöh­nen. Ich dach­te, das kann nicht gut sein und habe mei­ne Fil­ter für einen Moment geöffnet. 

Kurz­um, ich habe heu­te eine Stun­de lang Leu­ten wie Roger Köp­pel und einem Inter­view einer Frau Pre­ra­din­gens mit Nor­bert Bolz gelauscht und ertra­gen. Ich bin trotz­dem dumm geblie­ben. Das war nach Ansicht von Bolz auch nicht anders zu erwar­ten. Denn der sagt, dass alle, die vor Coro­na zusam­men­schre­cken, dumm und blöd sind. Wor­auf das zurück­zu­füh­ren ist, erklärt Bolz auch. 

Meinungsmainstream

Zur „kri­ti­schen Mas­se gegen die­sen Mei­nungs­main­stream“ gehö­re ich mit mei­nem Blick durchs Schlüs­sel­loch also nicht. Mei­ne Gefähr­dung, blöd zu blei­ben, ist manifest. 

In einem Bei­trag über die segens­rei­chen Aus­wir­kun­gen einer „Bewe­gung“ wie den „Quer­den­kern“, die ich ges­tern Abend bei ZDF „Zoom“ gese­hen habe, wur­de der Fra­ge nach­ge­gan­gen, wie gefähr­lich die­je­ni­gen für unse­re Demo­kra­tie sind, die ganz nach Bolz’ Geschmack die von den Main­stream­m­e­di­en ver­brei­te­te Panik nicht mitmachen. 

Nimmt man Bolz’ Kre­do für bare Mün­ze, so lie­gen all die, die den Main­stream­m­e­di­en nicht fol­gen und schlecht über Mer­kels Regie­rung reden und schrei­ben, richtig. 

Sie sind die Klu­gen, der Rest – na ja – ist halt intel­lek­tu­ell nicht so ganz auf der Höhe, wor­an Äuße­run­gen in man­chen Inter­views, die Jochen Brey­er für das „ZDF“ führ­te, Zwei­fel auf­kom­men lie­ßen. Sol­che Idio­ten wird Bolz wie ich hof­fe eben­so wenig gemeint haben, wie den „AfD“-Abgeordneten, der ges­tern im Bun­des­tag im Zusam­men­hang mit der Coro­na-Bekämp­fung von gen­ma­ni­pu­lier­ten Impf­stof­fen fan­ta­sier­te, die auf uns los­ge­las­sen wer­den sol­len. Ich schät­ze, die „AfD“ dürf­te Bolz wohl nicht zu denen zäh­len, die den Erleuch­te­ten die­ses Lan­des zuzu­rech­nen wären. Obwohl doch gera­de die „Quer­den­ker“ und die „AfD“ sowas von gegen Anti-Main­stream sind.

„Gefälligkeitswissenschaftler“, weil sie die Regierung beraten?

So ist das eben mit gewis­sen Theo­rien von Wis­sen­schaft­lern. Übri­gens bezeich­net Bolz den Viro­lo­gen Dros­ten als Gefäl­lig­keits­wis­sen­schaft­ler. Er bedau­ert den vom Main­stream abwei­chen­den Viro­lo­gen Stre­eck, weil die­ser wegen sei­ner Äuße­run­gen über Coro­na mehr­fach Shit­s­torms aus­ge­setzt war. Als ob es Dros­ten anders ergan­gen wäre. 

Ich weiß nicht, ob es Herrn Bolz schon auf­ge­fal­len ist. Stre­eck taucht in den Main­stream­m­e­di­en bei­na­he so häu­fig auf wie Karl Lau­ter­bach. Dage­gen macht Dros­ten sich seit Mona­ten mehr als rar. Wor­an das wohl lie­gen wird? Ich glau­be, Dros­ten hat die Nase gestri­chen voll von den bes­ser­wis­sen­den Jour­na­lis­ten und Wissenschaftskollegen. 

Ich glau­be, ich habe durch mei­ne fort­dau­ern­de Abs­ti­nenz von Face­book, Twit­ter & Co. und durch den „ergän­zen­den“ Ein­satz von You­tube-Fil­tern gegen Bro­der, Tichy, Köp­pel oder wie sie alle hei­ßen, ein gut dosiert wir­ken­des Mit­tel gegen die Über­flu­tung mit idio­ti­schen Über­trei­bun­gen gefunden. 

Wem ist nicht klar, dass Angst kein guter Rat­ge­ber ist? 

German Angst

Ein Phä­no­men wie es „Ger­man Angst“ nun ein­mal ist, bie­tet Bolz und Kon­sor­ten eine gute Gele­gen­heit, es geschickt (soll­te ich sagen: pro­fes­sio­nell?) für die Nar­ra­ti­ve zu nut­zen, die sich letz­ten Endes in mei­nen Augen gegen unse­re Gesell­schaft richten.

Bolz macht das nicht unge­schickt, wenn er auf das Bei­spiel der Atom­ener­gie zu spre­chen kommt, die nach Fuku­shi­ma sehr bald ihre Zukunft hin­ter sich gelas­sen hat­te. Und das, obwohl die dama­li­ge Mer­kel-Regie­rung die Lauf­zei­ten noch kurz zuvor ver­län­gert bes­ser gesagt zuge­si­chert hat­te. Bolz macht es zu einem spe­zi­ell deut­schen Trau­ma, in dem er fest­stellt, dass nur im fer­nen Deutsch­land die ent­spre­chen­den Aus­stiegs­be­schlüs­se erfolgt wären. 

Im betrof­fe­nen Japan habe hin­ge­gen alles sei­nen nor­ma­len Gang genom­men. Das stimmt, Japan hat über die wei­te­re Nut­zung der Kern­ener­gie abge­stimmt. Dort gab es kei­ne Mehr­heit für einen Aus­stieg. Die Län­der Schweiz, Bel­gi­en, Spa­ni­en dage­gen haben nach Fuku­shi­ma, wie Deutsch­land, den Aus­stieg beschlos­sen. Bolz hat da wohl einen Punkt getroffen.

Ange­sichts des Kli­ma­wan­dels (Angst! ist ein schlech­ter Rat­ge­ber) geben wir erneut den Vor­rei­ter und strei­chen die Koh­le­en­er­gie aus unse­rer Ener­gie­ge­win­nung. Dar­auf zu set­zen, dass Deutsch­land als Vor­bild wahr­ge­nom­men wird und ande­re Län­der fol­gen, ist anhand der exis­tie­ren­den glo­ba­len Pro­zes­se aus mei­ner Sicht unsi­cher. Ich habe dar­über geschrieben. 

Corona-Maßnahmen nur möglich, weil die Leute an eigenständigem Denken gehindert wurden?

So wer­den von Bolz unter­schied­lichs­te Aspek­te der Gegen­wart zusam­men­ge­fasst, die mit dem The­ma des Inter­views (Coro­na-Maß­nah­men) wenig zu tun haben. Sie eig­nen sich aus Bolz’ Sicht wohl ein­fach zu gut, um den Ver­lust an eigen­stän­di­gem Den­ken (beim Volk) zu veranschaulichen. 

Bolz teilt die Mei­nung der rech­ten Demo­kra­tie­fein­de und der Coro­na – Quer­trei­ber. Er erklärt zwar nicht aus­drück­lich den Ver­lust der Mei­nungs­frei­heit, stellt ihn anhand der schon so oft zitier­ten Allens­bach-Stu­die in Aussicht. 

Es ist schon viel zu oft (auch von mir) dar­über geschrie­ben, dass wir uns im Aus­tausch der Argu­men­te mehr Mühe geben müs­sen. Nur auf die­se Wei­se lie­ße sich die durch die sozia­len Medi­en ver­stärk­te und womög­lich schon zemen­tier­te Sprach­lo­sig­keit noch überwinden. 

Nach allem, was Coro­na mich lehrt, kann ich die­sen Wunsch nun zum Alt­pa­pier legen. Ich hal­te es für unmög­lich, sich mit all die­sen Leu­ten zu ver­ste­hen oder auch eige­ne, klei­ne Bei­trä­gen zu leis­ten, einen ver­öden­den Dia­log noch wei­ter­zu­füh­ren. Es ist ein­fach sinnlos.

Dialog? Im Arsch!

Wenn die Mei­nung, die man sich nicht traut zu sagen, unge­fähr so aus­sieht, wie er sich mit Herrn Koschorz aus Leip­zig andeu­tet, ist jeder Dia­log sowie­so für den Arsch.

Ab Min. 22:10 wird es mit ihm „rich­tig interessant“. 

Ich möch­te mehr tun, als dar­über nur den Kopf zu schüt­teln. Es gelingt nicht.

Koschorz steht nicht auf die Sys­tem­me­di­en. Kei­ne Ahnung, woher er sei­ne Weis­hei­ten bezieht. Viel wert ist die Quel­le nicht. Aber es gibt vie­le sol­cher Quel­len im Inter­net. Das sieht Bolz frei­lich anders. Für ihn sind die Kon­su­men­ten der Main­stream­m­e­di­en die Doo­fen, wäh­rend Leu­te wie Koschorz noch selbst den­ken – oder so. 

Viel­leicht ist Koschorz ein net­ter Mensch. Bei der Begrü­ßung mach­te er zunächst die­sen Ein­druck. So von wegen Hüh­ner und so. Das meis­te aber, was Jochen Brey­er in die­sem Gespräch zu hören bekam, war schwer ver­dau­lich. Mit sol­chen Men­schen möch­te ich nicht reden, und ich möch­te mich auch nicht zurück­hal­ten mit Attri­bu­ten für die, die die natür­lich für sol­che wie mich parat haben.

Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Corona Demokratie Deutschland Impfstoff Köppel Meinungsfreiheit Sachsen ZDF

Quelle Featured-Image: Standardbild...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 1059
Aufgerufen gesamt: 59 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 6 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance