Grünes Wachstum hat Einfluss auf den Prozess des Klimawandels. Der Prozess wird aber dennoch weitergehen, wenn das Wachstum nicht gestoppt wird.

HS230625

Horst Schulte

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Wenn Kli­ma­ak­ti­vis­ten manch­mal wei­nen, kann ich das gut ver­ste­hen. Man erzählt uns wahn­sin­nig viel über die Kli­ma­kri­se. Die Men­ge von Infor­ma­tio­nen könn­te dazu geführt haben, dass sich eine Art Gegen­be­we­gung aus der Gesell­schaft gebil­det hat. VERZICHT wäre in mei­nen Augen eines der Wor­te, die wir uns hin­ter den Spie­gel ste­cken soll­ten. Ohne die­sen bewe­gen wir wahr­schein­lich zu wenig, um die befürch­te­ten Fol­gen zu vermeiden.

Wer tat­säch­lich meint, es gebe „grü­nes Wachs­tum“ bzw. die­ses sei ein Erfolg ver­spre­chen­der Ansatz, die Zukunft der Erde zu beein­flus­sen, irrt sich ver­mut­lich. Viel­leicht schaut ihr euch die­sen Moni­tor-Bei­trag von ges­tern Abend ein­mal an. Ich räu­me ein, dass ein ziem­lich lin­ker Jour­na­list, der Georg Rest­le ver­mut­lich ist, sich mög­li­cher­wei­se etwas zu leicht mit „sei­ner“ For­de­rung tut, das Wachs­tum gera­de mal abzu­stel­len. Das klingt selbst für mei­ne Ohren sehr nach kapi­ta­lis­ti­schem Denken.

Link: Wahl­kampf­the­ma Kli­ma­po­li­tik: Das Ver­spre­chen vom grü­nen Wachs­tum – Moni­tor – Das Erste

Eine Aus­sa­ge des Sozio­lo­gen und Kli­ma­fol­gen­for­schers Harald Wel­zer habe ich für mei­ne Über­schrift die­ses Arti­kels verwendet. 

Die­se Aus­sa­ge bringt es IMHO auf den Punkt. Abge­se­hen davon, dass wir in die­sem Land, in dem sich so vie­les (nicht nur wäh­rend des Wahl­kamp­fes) um das Kli­ma dreht, bei gewis­sen wich­ti­gen Ent­wick­lun­gen viel zu wenig erreicht haben. 

Wir decken bis­her gera­de ein­mal 19,3 % unse­res Gesamt­ener­gie­be­darfs durch erneu­er­ba­re Ener­gien. Und das nach all den Anstren­gun­gen, die hier­zu bereits unter­nom­men wur­den. Aus­sa­gen von Grü­nen klan­gen immer sehr viel opti­mis­ti­scher. Wenn wir in dem Tem­po jedoch wei­ter­ma­chen soll­ten, brau­chen wir noch 75 Jah­re, um unse­ren Gesamt­ener­gie­be­darf aus erneu­er­ba­ren Quel­len decken zu kön­nen. Das ist ein ernüch­tern­des Resul­tat, jeden­falls wenn die Aus­sa­ge in der „Monitor“-Sendung stimmt. 

Ich weiß nicht, ob das allein den vom Gesetz­ge­ber (Bund und Land) ver­füg­ten Min­dest­ab­stands­re­geln geschul­det ist oder ob nicht auch ganz ande­re Din­ge mit hin­ein­spie­len. Unter ande­rem die Ver­hin­de­rung der Strom­tras­sen durch Bür­ge­rin­nen und Bür­ger unse­res Landes. 

Dass wir als Indus­trie­land es in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten erfolg­reich ver­stan­den haben, arbeits­tei­li­ge Struk­tu­ren zu schaf­fen und des­halb (als ange­neh­men Neben­ef­fekt) heu­te auf Chi­na zei­gen, wenn es um beson­ders kli­ma­schäd­li­che Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se und hohe CO₂ Emis­sio­nen geht, ist unfair und wird allein schon des­halb bei den inter­na­tio­na­len Ver­hand­lun­gen unwirk­sam sein. 

Gehen wir davon aus, dass Ver­zicht wohl nach jedem kapi­ta­lis­ti­schen Dog­ma zu schwin­den­den Ver­mö­gens­wer­ten führt, wis­sen wir, wie das in unse­rem Land ablau­fen wird. Kon­ser­va­ti­ve oder FDP-Leu­te bekom­men einen Herz­kas­per, wenn sie allein nur an die Mög­lich­keit den­ken, dass Wachs­tum aus­ge­schlos­sen ist und statt­des­sen auf abseh­ba­re Zeit aus­schließ­lich das Gegen­teil erfor­der­lich wäre, um dem Kli­ma­wan­del wirk­sam zu begeg­nen. Unter sol­chen Vor­aus­set­zun­gen kön­nen wir uns jede wei­te­re Dis­kus­si­on spa­ren. Jeden­falls, wenn die Ein­stel­lung in unse­rer Bevöl­ke­rung so bleibt (Mehr­heit).

Wenn wir in Deutsch­land ent­schei­den wür­den, zuguns­ten des Kli­mas auf Wirt­schafts­wachs­tum zu ver­zich­ten, müss­ten wir das selbst­ver­ständ­lich auch von allen ande­ren Län­dern fordern. 

Damit wären wir erneut bei einer Fra­ge, die schon heu­te alle Dis­kus­sio­nen über­la­gert. Was nützt es, wenn Deutsch­land Ver­zicht übt, wenn in ande­ren Län­dern die sich erge­ben­den Lücken sofort schlie­ßen wür­den? Denn es steht doch außer Fra­ge, dass die Men­schen dort, ins­be­son­de­re in den ärme­ren, jede Gele­gen­heit nut­zen wer­den, ihren Lebens­stan­dard zu erhö­hen. Wer woll­te ihnen das ver­den­ken? Wir, die wir Jahr­zehn­te ver­gleichs­wei­se in Saus und Braus gelebt haben?

Wie schlimm muss der Kli­ma­wan­del zuschla­gen, bevor wir erken­nen und mit unse­ren Hand­lun­gen auch die­sen Erkennt­nis­sen fol­gen? Nach Ansicht der Leu­te im Moni­tor-Bei­trag wird nur der Ver­zicht und damit logi­scher­wei­se ver­bun­de­ne Wohl­stands­ver­lus­te, aber kein „grü­nes Wachs­tum“ die Lösung für die­se vor­aus­sicht­lich immer nur schlim­mer wer­den­de Welt­kri­se bringen. 

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Kapitalismus Wahlkampf

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1 Gedanke zu „Grünes Wachstum hat Einfluss auf den Prozess des Klimawandels. Der Prozess wird aber dennoch weitergehen, wenn das Wachstum nicht gestoppt wird.“

  1. Gerhard 245 13. September 2021 um 00:41

    Wie sag­te kürz­lich einer von der cdu:
    Kli­ma­po­li­tik mit Wohlstand!!

    Jawoll !!

    Ver­zicht, ne danke.
    Brum­men muss es.

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