HomePolitikVorsorgliche Wählerschelte bei Tichys Einblick: „Bloß keine Veränderung, bloß nicht mitdenken“

Vorsorgliche Wählerschelte bei Tichys Einblick: „Bloß keine Veränderung, bloß nicht mitdenken“

Die Zeiten ändern sich. Dieser Beitrag scheint älter als 8 Jahre zu sein – eine

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Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 8 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

War es nicht Roland Tichy, der uns eben noch erklärt hat, dass wir uns in der Kritik am demokratisch gewählten neuen US-Präsidenten zurückhalten sollen? Egal, was Trump erzählt, wir hören zu und staunen. Er gehört zu denen, die Merkel dafür kritisiert haben, was sie an Trumps zum Wahltriumpf adressiert hat und wählt den Begriff der Rache, die Trump auf subtile Weise in Form von kleinen Nadelstichen an uns nehmen wird.

Tichy-Autorin Bettina Röhl schaut derweil schon mal in die Zukunft. Sie kritisiert in gewohnt kaum noch zu überbietender abfälliger Art und Weise Merkels Arbeit und fährt damit den dort üblichen Applaus ein.

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Die Unzufriedenheit dieser Autorin mit dem Zustand unseres Landes quillt aus jedem Satz. Der Artikel ist so übervoll mit unkonkreten Vorwürfen, dass ich fast die Inkonsistenz all dessen übersehen hätte.

Gleich zu Beginn stellt sie fest, dass sie von uns, den Wählern, – obwohl wir doch erst im nächsten September zu Wort kommen – nicht wirklich etwas Neues zu erwarten hat. Sie äußert den Verdacht, dass der andere Teil des Wahlvolks, also der, der anderer Meinung ist als sie und ihre rechten Mitautoren, alles genauso machen wird wie immer.

Das jähe Ende der Ära Schröder hat sie übersehen und die eine oder andere kürzere Legislaturperiode unserer Geschichte auch. Immerhin haben wir seit Bestehen der Republik auch schon 8 Kanzler/innen „verschlissen“, immerhin 5 davon waren CDU-Kanzler.

Wählerschelte ist angebracht, denn es drängt sich der Eindruck auf, dass womöglich eine Mehrheit der Wahlberechtigten nur Gewohnheit „wählt“, also in Wahrheit nicht wählt und nur für `“bloß keine Veränderung“, „bloß nicht nachdenken wollen“, „bloß nicht mitdenken“ votiert. Es dürfte kein Zufall sein, dass die Bundesrepublik Deutschland – anders als andere westliche Demokratien – immer wieder ewige Regierungsherrschaften produziert.Quelle: Angela Merkel 4.0, eine Kanzlerin der Werte? – Tichys Einblick | LINK

Besonders stört Frau Röhl wohl die Tatsache, dass die Bundeskanzlerin so häufig auf ihre Werteorientierung abhebt. Ja, kann ich da nur sagen, wer Werte verrät, tut sich halt schwer mit denen, die sie hochhalten. Ja, ich meine ganz konkret die Flüchtlingspolitik!

Wenn ich an die veröffentlichte Meinung der meisten Tichy-Autoren denke, die ganz im Gegensatz zu Frau Merkel die menschenfeindliche Haltung der Rechtsnationalen in Deutschland unterstützt und befördert haben, muss Merkels werteorientierte Politik schon arg provozierend bis schmerzhaft gewesen sein.

Ich bin einigermaßen froh darüber, dass Frau Röhl mit ihren Einlassungen gleich zu Beginn ihres Artikels unübersehbar in Erwägung zieht, dass der allseits beklagte Rechtsdruck in Deutschland bis September 2017 gestoppt ist und das Votum der sagenumwobenen schweigenden Mehrheit der Wahlberechtigten den Schmutzkampagnen der rechtsnationaler Medien nicht auf den Leim gehen.

Frau Röhl hält Merkel Substanzlosigkeit vor, glänzt allerdings ihrerseits mit platten Vorhaltungen, die wir längst kannten und die nichtsdestoweniger auch nur in Teilen begründet ist (Atomausstieg nach Fukushima).

Hinzu kommt, dass viele Problemstellungen die unangenehme Eigenschaft haben, dass Menschen diese sehr unterschiedlich beurteilen. Das ist nicht überraschend und wird auch nie anders ein – in einer Demokratie. Wohl aber die Art und Weise, wie wir uns damit auseinandersetzen.

Heutzutage ist es so einfach, Politikern Vorwürfe zu machen und für die eigene Position Anhänger zu finden, sei sie auch noch so gewagt oder verschwörungstheoretisch.

Ich fände es gut, wenn wir Merkels Politik nicht anhand geschnittener Interviews oder Reden beurteilten, sondern etwas tiefer gehen könnten. Mancher würde dabei Überraschendes erfahren. Da kommt mir gleich wieder die Fälschung in den Sinn, die sich Springer-Autor Robin Alexander vor wenigen Tagen geleistet hat. Korrigiert wird sowas nicht. Aber es sitzt und bleibt in den Köpfen vieler haften. Darauf bauen nicht nur Rechte ihre Strategie auf. Aber die können das ganz besonders gut (schauen Sie sich Hofer in Österreich an).

Merkels Pressesprecher hat vor längerer Zeit damit begonnen, wöchentlich Videos mit der Kanzlerin als Hauptdarstellerin zu veröffentlichen (Kanzlerin direkt). Der Inhalt wird nicht nur in eher bescheidenem Ausmaß zur Kenntnis genommen (Klicks), sondern die Bewertungen sind überwiegend negativ. Dabei ist es egal, um welches Thema es gerade geht. Das verrät nicht viel Gutes über das heutige Publikum. Natürlich kann man inhaltlich Kritik üben. Ich denke, Sie wissen, was ich meine.

Merkel wurde dafür kritisiert, dass sie versuchen wolle, ihre Politik besser zu erklären. Damit würde die Politik nicht besser etc. pp. Natürlich wird eine bessere Kommunikation an unseren vielen Problemecken wenig ändern. Dennoch ist es richtig, dass die Kanzlerin besser und mehr (möglichst direkt) kommuniziert. Diese muss dann allerdings auf Menschen treffen, die dafür auch empfänglich sind. Zur konstruktiven Kritik sind viele – auch Autoren – wie bei Tichys Einblick oder die Achse des Guten – nicht (mehr?) bereit. Ich habe nie ganz verstanden, wohin uns dieser allgemeine rechte Defätismus bringen soll. Für mich klingt mancher Artikel danach, als wollte man eine andere Republik. Sind manche echt dazu bereit, sich von unserer liberalen, pluralistischen Gesellschaft zu verabschieden? Ich auf keinen Fall!

Mit ihren nicht geringen publizistischen Möglichkeiten erreichen rechte Blogs und Medien sehr viele Leute. Die ungefähren Besucherzahlen sind zumindest geschätzt einigermaßen aussagefähig. Ich betrachte viele von diesen als Bedrohung.

Die rechtsnationalen und konservativen Autoren reiben sich umso mehr seit sie durch die Folgen der Flüchtlingskrise bei einem breiten Publikum Gehör finden, an einer vermeintlich Linken Republik, Alt 68ern, Genderpolitik, Political Correctness und an den Institutionen, die diese Politik tatsächlich oder vermeintlich repräsentieren. Hass ist es, was Linken und Grünen, überhaupt Andersdenkenden an vielen Stellen entgegenschlägt. Die Ausmaße haben nach Trumps Wahlsieg wohl einen neuen Höhepunkt erreicht. Vielleicht deshalb, weil die Rechten in ihrem Glauben bestärkt wurden, das US-Beispiel auf Deutschland übertragen zu können.

Die Entwicklung hat Formen angenommen, die immer mehr Leute besorgt machen. Das sind keine rumheulenden Wutbürger, Pegida-Mitläufer, AfD-Wähler, Verunsicherten. Das sind die Leute, auf die ich zähle und die im Laufe des vor uns liegenden Wahlkampfes viel klarer als bisher ihre Meinung kundtun werden.

Artikelinformationen:

Politik

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