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Wodurch könnte der Rassismus, dem sich so viele Menschen hingeben, geheilt werden?

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Ganz bestimmt nicht durch Menschen wie den amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten.

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Die Zeiten ändern sich.

Dieser Beitrag scheint älter als 4 Jahre zu sein – eine lange Zeit im Internet. Der Inhalt ist vielleicht veraltet.

In den USA werden viele Menschen den Ansprüchen ihrer Nation nicht gerecht. Dabei fußen die massiven Proteste auf dem schweren Fehlverhalten eines weißen Polizisten und von drei seiner Kollegen. Aber angeblich sind brutale Übergriffe von weißen Polizisten auf den schwarzen Teil der US-Bevölkerung an der Tagesordnung.

Darüber empört sich die ganze Welt. Die Chinesen zeigen in ihren staatlichen gelenkten Medien genüsslich die gewalttätigen Proteste in den USA.

Es geht dabei aber bei alledem nicht nur um das Verhalten dieser Polizisten. Auch die gewalttätigen Chaoten, die die „Gelegenheit“ für zahllose Gesetzesübertretungen nutzen, sondern um die Rolle des US-Präsidenten. Donald Trump verhält sich nicht so, wie Menschen sich politische Führer in Krisenlagen wünschen würden. Stattdessen kreuzt er, wie gewohnt, die Klinge mit seinen zahlreichen Gegnern. Und er droht seinerseits mit der Anwendung von Gewalt. Er will das US-Militär gegen seine eigenen BürgerInnen einsetzen. Das weiße Haus lässt er immer stärker durch Absperrungen gegen Demonstranten schützen.

Politische Führer mit erheblichen Mängeln

Durch die aktuellen Erfahrungen nehmen die Zweifel an seiner Fähigkeit zu, sein Land verantwortungsvoll zu führen. Er bemüht sich nicht darum, die gespaltene Nation zu einen, sondern seine Rhetorik ist auf Spaltung zugeschnitten. Denjenigen, denen es immer noch an Beweisen fehlt, dass dieser Mann untragbar und mit seinem Amt völlig überfordert ist, kann ich angesichts des von Trump gezeigten ausgeprägten Narzismus bloß noch mit Kopfschütteln begegnen.

Die Zustimmung für Trump fällt bei Umfragen weiter und es mehren sich auch in seiner republikanischen Partei die kritischen Stimmen. Darunter befinden sich auch bedeutende Leute. Ob die Demonstrationen etwas Positives bewirken werden, bleibt abzuwarten. Ich persönlich bin in dieser Hinsicht wenig optimistisch. Schließlich ist der Rassismus in den USA derart tief in dieser Gesellschaft verankert, dass die strukturellen Änderungen nicht einfach vonstatten gehen werden.


Rassismus gibt es überall auf dieser Welt. Insofern hätten viele Nationen Grund genug, sich dieses Phänomens permanent vorzunehmen und die strukturellen Voraussetzungen herauszuarbeiten und zu bekämpfen. Bei uns existiert parallel zum Rassismus ein seit einigen Jahren wieder stärker zunehmender Antisemitismus. Scheinbar haben sich viele damit abgefunden, dass Synagogen, jüdische Schulen und Einrichtungen von der Polizei bewacht werden müssen. Das dürfte so nicht sein.

Rassismus und Antisemitismus entlarvt das eigene Menschenbild

Ich fürchte, dass die Zunahme des Antisemitismus in Deutschland nicht „nur“ mit dem erstarken der völkisch-nationalen Gruppen im Land oder der AfD zu erklären ist. Wahrscheinlich spielt die starke Zuwanderung aus muslimischen Ländern dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Das ist ebenso tragisch wie bedauerlich. Da fliehen Menschen vor Krieg und Gefahr in unser Land, weil sie für sich und ihre Familien ein besseres und vor allem sicheres Leben wünschen und denken oftmals doch nicht im Traum daran, unsere Werte zu teilen. Schlimmer noch, sie greifen Menschen an, die in ihrer Kultur seit langer Zeit zu Todfeinden erklärt wurden. Und viele von uns schauen sprach- und hilflos dabei zu, obwohl wir mit unserer Geschichte wahrhaftig genug Anlass hätten, dagegen laut aufzustehen und diese Menschen in die Schranken zu weisen. Nur – wie soll man in dieser Gemengelage eine positive Veränderung herbeiführen?

Ich nehme an, dass mancher fürchtet, sich sofort einer neuen Verdächtigung (Hater, Ausländerfeind, Nazi – irgendwas in dieser Art) auszusetzen, bevor überhaupt etwas Positives entstehen könnte. Sagen wir nämlich, dass ein Teil des „neuen“ Antisemitismus durch Zuwanderung ins Land gekommen ist, wird man gleich in eine Schublade gesteckt. Verteidigt man aber die Position der Palästinenser oder plädiert z.B. für eine Zweistaatenlösung, gilt man ganz schnell als Antisemit. Die Kritik am Staat Israel und seiner Regierung sollte ebenso möglich sein, wie die Kritik an der derzeitigen amerikanischen oder an von mir aus auch an unserer eigenen Regierung. Aber das kriegen wir nicht hin.

Es gibt eine Menge Aufpasser und Spalter in unserem Land. Brückenbauer scheinen ausgestorben zu sein.

Mir bereitet es ziemlich starkes Missvergnügen, wenn inzwischen sogar unsere Comedians (ich könnte einige namentlich aufzählen), uns darin unterrichten, wie unser Gesellschafts- und Menschenbild auszusehen hat.

Kabarettisten und Comedians leben von Überzeichnungen und vom pointierten Aufzeigen von gesellschaftlichen Gegenpolen. Aber mir wird’s wirklich zu viel, wenn mitten in einer Spaß-Show ein so gewaltige Themen wie sexualisierte Gewalt gegen Frauen, Rassismus oder Antisemitismus behandelt werden.

Vorhandenes Problembewusstsein

Es ist nämlich nicht so, dass in unserem Land kein Problembewusstsein für all diese Dinge vorhanden wäre. Sonst gingen sich nämlich nicht so viele (allein in den verdammten sozialen Hetzwerken) ständig an die Fehle. Alle Versuche, die wahrgenommenen gesellschaftlichen Missstände auch in unserem Land in den Griff zu kriegen, sollen also nicht gefruchtet haben!? Es gibt solche Aussagen aber sind sie haltbar? Ist zum Beispiel die berufliche Gleichberechtigung von Frauen infrage gestellt, weil sie während der Corona-Krise die Hauptlast der Betreuung der Kinder trugen, während Kitas und Schulen geschlossen sind? Oder wird diese nicht immer noch eher durch ungleiche/schlechtere Bezahlung gleichwertiger Jobs untermauert?

Wenn schwarze BürgerInnen davon erzählen, wie sie mit „alltäglichem“ Rassismus in Deutschland konfrontiert sind, beschämt mich das. Ich weiß nicht, wie ich das Gefühl anders nennen sollte. Nur, wer das tut, macht es nach Ansicht mancher Zeugen wieder falsch. Und auch das verstehe ich. Es ist nicht damit getan, sich betroffen zu fühlen, weil Schwarze davon erzählen, von Weißen wegen seiner Hautfarbe beleidigt oder körperlich attackiert worden zu sein.

Richtig wäre es vielmehr, wenn wir jede Gelegenheit dazu nutzen würden, uns einzumischen. Wie oft gibt es solche Gelegenheiten? Ich habe in meinen fast 67 Lebensjahren wenig Möglichkeit dazu gehabt. Aber ja, ich habe sie wahrgenommen! Ich habe mich mit Bekannten und Kollegen gestritten. Das blieb nicht immer folgenlos. Trotzdem bedaure ich es nicht, mich klar positioniert zu haben. Ich habe Leute zurechtgewiesen (nein! nicht bloß im Internet), die sich rassistisch oder unverschämt gegen Menschen nicht deutscher Herkunft geäußert haben. Aber was ändert das am Großen und Ganzen?

Kurze Dialoge mit Wirkungstreffern

Dann gibt es diese hinterfotzigen Dialoge, die vielleicht auch viele von Ihnen kennen werden. Sie kommen mit Menschen kurzfristig in Kontakt. Vielleicht beim Arzt im Wartezimmer, mit einem Handwerker oder bei einer flüchtigen Begegnung. Plötzlich macht einer eine allgemeine blöde Bemerkung über Merkel oder unsere Regierung oder ist stinkstiefelig zu einem, der wie ein Zuwanderer aussieht. In einem Fall habe ich es mit einem zu tun, der nicht rassistisch klingt, der aber zu denen gehört, die wir als Wutbürger so schätzen gelernt haben. Bei beiden sollte man was sagen, denken Sie? Nun es kommt darauf an. Normalerweise halte ich mich in diesem Fall zurück, weil ich ein paar Minuten später wieder weg bin. Was interessiert mich dieses blöde Gequatsche? Vielleicht ist das falsch? Schließlich weiß ich ja nicht, wie der Mensch ansonsten so drauf ist. Vielleicht hat er nur einen schlechten Tag und ist sonst nicht so…

Wenn Menschen es mit Rassisten zu tun bekommen, muss das nicht zwangsläufig mit gewaltsamen Übergriffen zu tun haben. Die Boshaftigkeit mit der Menschen andere Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe angehen, ist bodenlos.

Lichter- und Menschenketten bringen nicht genug

Wenn man aber wegen mancher Schilderungen ratlos ist und öffentlich danach fragt, warum und wie dieses Denken von Menschen Besitz nimmt, stößt man auf merkwürdige Reaktionen. Schon die Frage kann – bewusst oder nicht – so ausgelegt werden, als wolle man auf diese Art die Existenz von Rassismus kleinreden oder sogar bestreiten.

Lichter- und Menschenketten werden uns von diesen Übeln nicht befreien. Wir müssen mehr machen. Wir brauchen keinen politisch organisierten Widerstand gegen dummes Gerede, Gesten oder alle Formen von verbaler und natürlich physischer Gewalt. Wir brauchen ein Bewusstsein, das von Mensch zu Mensch reicht.

Es braucht in vielen Fällen gar nicht viel Mut, um ein Stopp-Signal gegen Rassisten und Antisemiten zu setzen. Nötig ist aber, dass es getan wird. Auf Gesetze und die Polizei dürfen wir uns alleine nicht verlassen. Die Gesellschaft insgesamt muss ihren Teil der Verantwortung tragen!

Kann Rassismus durch Widerspruch geheilt werden? Wahrscheinlich nicht. Aber er muss bekämpft und auf diese Weise niedergedrückt werden.


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Ich kann die Leute nicht ändern, aber meinen Blick auf sie.

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2 Gedanken zu „Wodurch könnte der Rassismus, dem sich so viele Menschen hingeben, geheilt werden?“

  1. Der Rassismus ist ja uralt in den USA.
    Letztes Jahr jährte sich doch m.E. zum 100.ten Mal ein Schleifen eines schwarzen Stadtteils, aufgrund eines Gerüchts, das tags zuvor verbreitet wurde.

    Ich hatte vor etwa 3 Jahren ein umfangreiches Buch von Neurowissenschaftler Robert Sapolsky zum Thema gelesen, so etwa 850 Seiten.
    Was ich behalten habe, ist, daß es beim Menschen „Voreinstellungen“ gibt , quasi von den ersten Lebensjahren her. Man reagiert dadurch zunächst mal instinktiv ablehnend.
    Die Korrektur muss in den folgenden Lebensjahren durch die Ratio erfolgen, durch Nachdenken und Überdenken.
    Also harte Arbeit!!
    Wer will diese von sich aus leisten? Wieviele? Trotz vieler Frustrationen, die man im Leben aushalten muß.
    Wenn überhaupt, kann sich da nur etwas im Verlaufe von Jahrhunderten ändern.
    In der Zwischenzeit müssen wir bestimmte Dinge hinnehmen und sie anschauen, Kommentieren und irgendwie damit umgehen lernen.

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  2. Es ist harte Arbeit, sich gegen vllt. schlummernde oder aufbrechende Ressentiments zu wehren. So schwer es sein mag, jeder hat das selbst in der Hand. Damit ist auch ein jeder verantwortlich dafür, ob er rassistischem Denken folgt oder etwas dagegen unternimmt. Und das möglichst überall, wo er dem Rassismus begegnet.

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