Fluch und Segen: Vom Unterschied zwischen privater und geschäftlicher Nutzung moderner Kommunkationstechniken

HS230625

Horst Schulte

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Ist es nicht gräss­lich, wenn ande­re, statt sich zu unter­hal­ten, auf ihren Smart­phones her­um­ha­cken und ihren Freun­den und Bekann­ten kaum Beach­tung schen­ken? Da wer­den alle nicken. Aber wie sieht es bei uns selbst aus? Pfle­gen wir einen ande­ren Umgang mit unse­ren Gerä­ten Freun­den und Bekannten?

Wahr­schein­lich wer­den von die­ser Krank­heit immer grö­ße­re Tei­le unse­rer Gesell­schaft heim­ge­sucht. Jeden­falls ist die­se Unart der­art ver­brei­tet, dass sie gegen­wär­tig oft the­ma­ti­siert wird. Ob im TV oder im Netz, über­all sieht man lus­ti­ge Fotos und Kom­men­ta­re, die sich mit die­ser „Erschei­nung“ kri­tisch aus­ein­an­der­set­zen. Doch wie sieht es mit uns selbst aus? Inwie­weit las­sen wir es zu, dass unse­re Freun­de, Bekann­ten oder Kol­le­gen sich ver­nach­läs­sigt füh­len, weil uns der E‑Mail – Ein­gang, die nächs­te Nach­richt via Whats­App oder Pos­tings bei Goog­le+, Face­book und Twit­ter gera­de mal wich­ti­ger sind? Ralf Boh­nert hat das The­ma des heu­ti­gen Web­mas­ter­fri­day gefunden.

Muss man überall erreichbar sein?

Ich fand es immer gräss­lich, wenn Leu­te auf der Stra­ße oder in Loka­len mit ihren Han­dys unbe­dingt und das mög­lichst laut tele­fo­nie­ren muss­ten. Das ist so lan­ge noch gar nicht her. Die­je­ni­gen dach­ten wahr­schein­lich, beson­ders wich­tig zu sein. Ich glau­be, die meis­ten ande­ren fühl­ten sich weni­ger beein­druckt als gestört. Heu­te ist das Gerät am Ohr nicht mehr wegzudenken.

Neu­lich ging ich auf einer beleb­ten Stra­ße einem Mann hin­ter­her, der ziem­lich laut Selbst­ge­sprä­che zu füh­ren schien. Ein Han­dy sah ich nicht. Das Gespräch führ­te er über ein Blue­tooth-Head­set. Von hin­ten konn­te ich das nicht sehen.

Im Büro bin ich mei­nem Tele­fon, mei­nem E‑Mail-Account und dem Ter­min­ka­len­der sowie­so aus­ge­lie­fert. Es gibt genug klu­ge Leu­te, die emp­feh­len, sich nicht von E‑Mails oder vom Ter­min­ka­len­der drang­sa­lie­ren zu las­sen. In man­chen Posi­tio­nen wird das funk­tio­nie­ren. Leu­te aller­dings, die Ser­vice­leis­tun­gen erbrin­gen oder die im wei­te­ren Sin­ne im Ver­trieb tätig sind, wer­den damit auf kei­nen grü­nen Zweig kom­men. Die Kun­den (inter­ne wie exter­ne) erwar­ten heut­zu­ta­ge promp­te Ant­wor­ten. Nicht in 100% aller Fäl­le aber doch meis­tens. Inso­fern sind die elek­tro­ni­schen Kom­mun­ka­ti­ons­we­ge Fluch und Segen zugleich. Von einer pra­xis­ori­en­tier­ten und prak­ti­ka­blen Lösung, die eine Chan­ce hät­te, eine län­ge­re Zeit hin­durch bestehen zu kön­nen, habe ich bis­her noch nichts gehört.

Privat hat man „es“ in der Hand

Pri­vat habe ich sämt­li­che Benach­rich­ti­gun­gen (Push) aus­ge­schal­tet. Mei­ne E‑Mails und mei­ne Accounts bei den sozia­len Netz­wer­ken (Goog­le+, Twit­ter und Face­book) fra­ge ich ab, wenn mir danach ist. Mal häu­fi­ger, mal nur ein­mal täg­lich. [symple_​highlight color=„red“]Vorbildlich, nicht wahr?[/alert]

Dabei ertap­pen mei­ne Frau und ich mich ab und zu dabei, eben­so unhöf­lich und ungast­freund­lich zu sein, wie ich es ande­ren hier vor­wer­fe. Ich dis­ku­tie­re zum Bei­spiel gern mit mei­nem Schwa­ger über das aktu­el­le poli­ti­sche Gesche­hen. Auf ein­mal kra­me ich mein Han­dy her­vor und schla­ge bei Goog­le oder Wiki­pe­dia etwas nach. Manch­mal kann ich mit dem Ergeb­nis auf­trump­fen, manch­mal ist es umge­kehrt. Einer­seits ist es toll, dass man Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten wäh­rend einer Dis­kus­si­on durch nach­ge­schla­ge­ne Fak­ten sofort aus­räu­men kann. Ande­rer­seits bleibt es eine gro­be Unhöf­lich­keit, sich eine Wei­le von den Gäs­ten ab- und dem Smart­phone zuzu­wen­den. Jeden­falls emp­fin­de ich das so. Trotz­dem tue ich es. Ich kann die Fra­ge nicht beant­wor­ten, war­um das so ist. Viel­leicht ist es eine Form von Sucht, der vie­le nicht gewach­sen sind.

Ich habe geglaubt, dass die Wich­tig­tu­er unter den Han­dy-Nut­zern von damals ihre „Neu­lust“ dar­an ver­lie­ren wer­den, laut tele­fo­nie­rend durch die Stra­ßen zu schlen­dern oder sich im Restau­rant plär­rend mit ihren Freun­den über ihre nächs­te Dienst­rei­se in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu unter­hal­ten. Manch­mal glau­be ich, dass die Zahl der „Wich­tig­tu­er“ rück­läu­fig wäre. Viel­leicht liegt es auch nur dar­an, dass heu­te viel mehr Leu­te als frü­her (gleich­zei­tig) ihre Han­dys benut­zen. Übri­gens sogar im Arzt-War­te­zim­mer, im Kino und manch­mal klingt es sogar bei einer Beer­di­gung oder im Krankenzimmer.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

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