Fluch und Segen: Vom Unterschied zwischen privater und geschäftlicher Nutzung moderner Kommunkationstechniken

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Ist es nicht grässlich, wenn andere, statt sich zu unterhalten, auf ihren Smartphones herumhacken und ihren Freunden und Bekannten kaum Beachtung schenken? Da werden alle nicken. Aber wie sieht es bei uns selbst aus? Pflegen wir einen anderen Umgang mit unseren Geräten Freunden und Bekannten?

Wahrscheinlich werden von dieser Krankheit immer größere Teile unserer Gesellschaft heimgesucht. Jedenfalls ist diese Unart derart verbreitet, dass sie gegenwärtig oft thematisiert wird. Ob im TV oder im Netz, überall sieht man lustige Fotos und Kommentare, die sich mit dieser „Erscheinung“ kritisch auseinandersetzen. Doch wie sieht es mit uns selbst aus? Inwieweit lassen wir es zu, dass unsere Freunde, Bekannten oder Kollegen sich vernachlässigt fühlen, weil uns der E-Mail – Eingang, die nächste Nachricht via WhatsApp oder Postings bei Google+, Facebook und Twitter gerade mal wichtiger sind? Ralf Bohnert hat das Thema des heutigen Webmasterfriday gefunden.

Muss man überall erreichbar sein?

Ich fand es immer grässlich, wenn Leute auf der Straße oder in Lokalen mit ihren Handys unbedingt und das möglichst laut telefonieren mussten. Das ist so lange noch gar nicht her. Diejenigen dachten wahrscheinlich, besonders wichtig zu sein. Ich glaube, die meisten anderen fühlten sich weniger beeindruckt als gestört. Heute ist das Gerät am Ohr nicht mehr wegzudenken.

Neulich ging ich auf einer belebten Straße einem Mann hinterher, der ziemlich laut Selbstgespräche zu führen schien. Ein Handy sah ich nicht. Das Gespräch führte er über ein Bluetooth-Headset. Von hinten konnte ich das nicht sehen.

Im Büro bin ich meinem Telefon, meinem E-Mail-Account und dem Terminkalender sowieso ausgeliefert. Es gibt genug kluge Leute, die empfehlen, sich nicht von E-Mails oder vom Terminkalender drangsalieren zu lassen. In manchen Positionen wird das funktionieren. Leute allerdings, die Serviceleistungen erbringen oder die im weiteren Sinne im Vertrieb tätig sind, werden damit auf keinen grünen Zweig kommen. Die Kunden (interne wie externe) erwarten heutzutage prompte Antworten. Nicht in 100% aller Fälle aber doch meistens. Insofern sind die elektronischen Kommunkationswege Fluch und Segen zugleich. Von einer praxisorientierten und praktikablen Lösung, die eine Chance hätte, eine längere Zeit hindurch bestehen zu können, habe ich bisher noch nichts gehört.

Privat hat man „es“ in der Hand

Privat habe ich sämtliche Benachrichtigungen (Push) ausgeschaltet. Meine E-Mails und meine Accounts bei den sozialen Netzwerken (Google+, Twitter und Facebook) frage ich ab, wenn mir danach ist. Mal häufiger, mal nur einmal täglich. [symple_highlight color=“red“]Vorbildlich, nicht wahr?[/alert]

Dabei ertappen meine Frau und ich mich ab und zu dabei, ebenso unhöflich und ungastfreundlich zu sein, wie ich es anderen hier vorwerfe. Ich diskutiere zum Beispiel gern mit meinem Schwager über das aktuelle politische Geschehen. Auf einmal krame ich mein Handy hervor und schlage bei Google oder Wikipedia etwas nach. Manchmal kann ich mit dem Ergebnis auftrumpfen, manchmal ist es umgekehrt. Einerseits ist es toll, dass man Meinungsverschiedenheiten während einer Diskussion durch nachgeschlagene Fakten sofort ausräumen kann. Andererseits bleibt es eine grobe Unhöflichkeit, sich eine Weile von den Gästen ab- und dem Smartphone zuzuwenden. Jedenfalls empfinde ich das so. Trotzdem tue ich es. Ich kann die Frage nicht beantworten, warum das so ist. Vielleicht ist es eine Form von Sucht, der viele nicht gewachsen sind.

Ich habe geglaubt, dass die Wichtigtuer unter den Handy-Nutzern von damals ihre „Neulust“ daran verlieren werden, laut telefonierend durch die Straßen zu schlendern oder sich im Restaurant plärrend mit ihren Freunden über ihre nächste Dienstreise in die Vereinigten Staaten zu unterhalten. Manchmal glaube ich, dass die Zahl der „Wichtigtuer“ rückläufig wäre. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass heute viel mehr Leute als früher (gleichzeitig) ihre Handys benutzen. Übrigens sogar im Arzt-Wartezimmer, im Kino und manchmal klingt es sogar bei einer Beerdigung oder im Krankenzimmer.

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Horst Schulte
Herausgeber, Blogger, Autor und Hobby-Fotograf
Seit 2004 blogge ich über Politik und Gesellschaft – also seit die meisten noch SMS statt Tweets geschrieben haben. Mit 70 Jahren lebe ich immer noch im schönen Bedburg, direkt vor den Toren Kölns, und schreibe über alles, was die Welt bewegt (oder mich zumindest vom Sofa aufstehen lässt).

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3 Gedanken zu „Fluch und Segen: Vom Unterschied zwischen privater und geschäftlicher Nutzung moderner Kommunkationstechniken“

  1. Ich habe genau eine solche Info nicht ausgeschaltet. Das sind Spiegel (Spon – wichtige Nachrichten). Die kommen allerdings auch ohne Ton.

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