Keine Erntehelfer aus Osteuropa heißt: kein Spargel, keine Erdbeeren und auch kein…

HS230625

Horst Schulte

3 Minute/n


Merken

0

Etwas mehr als 300.000 Ern­te­hel­fer benö­ti­gen die deut­schen Land­wir­te Jahr für Jahr, um unse­ren belieb­ten Spar­gel zu ste­chen. Es ist schwe­re, unbe­que­me Arbeit. 

Grenzen zu und zack ist der Spargel weg

Die vie­len Hel­fern kom­men unter nor­ma­len Umstän­den aus Ost-Euro­pa zu uns. Neben die­sen vie­len hel­fen­den Hän­den set­zen die Betrie­be alle Hil­fen ein, die in ihren Fami­li­en greif­bar sind. Im Land arbei­ten auf den Höfen unge­fähr 506.000 Fami­li­en­ar­beits­kräf­te. Dazu gibt es ca. 201.000 dau­er­haft Beschäftigte.

Seit ges­tern gel­ten Ein­rei­se­be­schrän­kun­gen für die gro­ße Grup­pe unse­rer ost­eu­ro­päi­schen Ern­te­hel­fer. Sie kom­men über­wie­gend aus Polen und Rumä­ni­en. Mit die­ser Maß­nah­me soll der wei­te­ren Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus ent­ge­gen­ge­steu­ert werden. 

Steigende Preise aufgrund des geringeren Angebotes

Der Bau­ern­ver­band warnt vor Ern­te­aus­fäl­len. Dass infol­ge­des­sen die Prei­se für die­se Lebens­mit­tel nach oben gehen, liegt auf der Hand. 

Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin Julia Klöck­ner ver­sucht digi­tal zu ver­mit­teln und ver­weist auf Inter­net­por­ta­le, die bei der Suche bzw. Ver­mitt­lung von Ern­te­hel­fern behilf­lich sein sol­len. Ob die­se Idee die hohe Zahl von feh­len­dem Per­so­nal halb­wegs aus­glei­chen kann, ist frag­lich. Mir ist die Bemer­kung eines nie­der­säch­si­schen Bau­ern im Ohr: Von 10 deut­schen Ern­te­hel­fern wür­den 9 nach einem Tag den Job wie­der auf­ge­ben. Feld­ar­beit ist schwer, die vor allem bei schlech­tem Wet­ter rich­tig in die Kno­chen geht. Und sie wird nicht son­der­lich gut bezahlt.

Viel­leicht wer­den wie­der mehr Men­schen zu den Bau­ern in ihrer Nach­bar­schaft gehen, um den Spar­gel selbst zu ste­chen. So ein­fach wie das klingt, ist es lei­der nicht. Erd­bee­ren las­sen sich auf dem Feld jeden­falls ein­fa­cher ern­ten. Aber müh­sam ist auch das.

Welche alternativen Erntehelfer gibt es?

Dass das nicht nur bei der Spar­gel­ern­te so ist, son­dern auch bei ande­ren Ein­sät­zen in der Land­wirt­schaft habe ich auch wäh­rend eines mehr­wö­chi­gen Prak­ti­kums bei einem Kon­ser­ven­fa­bri­kan­ten gelernt. 

Ich war damals Anfang 20 und habe täg­lich 10, manch­mal mehr Stun­den am Tag auf dem Feld gear­bei­tet. Inzwi­schen wer­den zwar mehr Maschi­nen ein­ge­setzt, die eini­ges ein­fa­cher machen. Bei der Ern­te oder der Aus­saat wer­den trotz­dem auch heu­te Rücken und Mus­keln enorm beansprucht. 

Ich wür­de mir mit mei­nen 66 Jah­ren die­se Arbeit heu­te nicht mehr zutrau­en. Wahr­schein­lich wür­de ich kei­nen gan­zen Tag über­ste­hen und müss­te abbrechen. 

Verschiedene Szenarien sind jetzt denkbar. 
  1. Die Por­tal – Akti­on von Julia Klöck­ner funk­tio­niert und es fin­den sich zahl­rei­che Per­so­nen, die unse­ren Bau­ern hel­fen können
  2. Zu erwar­ten ist jedoch, dass die benö­tig­te Zahl nicht annä­hernd erreicht wird
  3. Die Prei­se für Spar­gel, Erd­bee­ren, Kohl­ge­mü­se etc. wer­den auf­grund des klei­ne­ren Ange­bo­tes mehr oder weni­ger stark steigen
  4. Teil­wei­se pro­du­zie­ren ein­zel­ne Spar­gel­hö­fe Ton­nen von Spar­gel. Vie­le holen sich ihren Spar­gel (auch aus Preis­grün­den) direkt auf den ihnen bekann­ten Höfen ab. Aber Spar­gel – Ste­chen ist – wie gesagt – nicht ganz so ein­fach. Die Bau­ern wür­den ggf. mit Aus­fäl­len leben, weil die Leu­te auf den Fel­dern durch unsach­ge­mä­ßes Vor­ge­hen Scha­den anrich­ten könnten.
  5. Der Ein­satz von Rent­nern, Flücht­lin­gen oder Arbeits­lo­sen wür­de sich viel­leicht anbie­ten. Aller­dings gehö­ren Rent­ner zur Ris­kio­grup­pe in die­ser Epi­de­mie. Traut sich ein Poli­ti­ker, Flücht­lin­ge oder Arbeits­lo­se für die­se Arbeit vor­zu­schla­gen und könn­ten die­se Per­so­nen­grup­pen über­haupt dabei hel­fen, das Pro­blem zu lösen?
  6. Was blei­ben dürf­te ist die Gewiss­heit, wie sehr wir auf eine sehr gro­ße Zahl von Men­schen aus Ost­eu­ro­pa ange­wie­sen sind, weil wir zwar ger­ne Spar­gel essen, ihn aber lie­ber ern­ten lassen.
Diesen Beitrag teilen:
0CDD5CFF 182F 485A 82C6 412F91E492D0
Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Arbeitslose Polen

Quelle Featured-Image: Standardbild...

Letztes Update:

Anzahl Wörter im Beitrag: 566
Aufgerufen gesamt: 22 mal
Aufgerufen letzte 7 Tage: 2 mal
Aufgerufen heute: 1 mal

Lass deinen Gedanken freien Lauf


Hier im Blog werden bei Abgabe von Kommentaren keine IP-Adressen gespeichert! Deine E-Mail-Adresse wird NIE veröffentlicht! Du kannst anonym kommentieren. Dein Name und Deine E-Mail-Adresse müssen nicht eingegeben werden.


✅ Beitrag gemerkt! Favoriten anzeigen
0
Share to...
Your Mastodon Instance