Wir sprechen in diesen Tagen viel über die weiterhin unvollendete, von manchen im Osten auch infrage gestellte Wiedervereinigung Deutschlands. Abgesehen davon, dass die Polarisierung in diesem Land, wie anderswo auch, stark vorangekommen ist, wirken manche Animositäten von Ost-Deutschen auf mich befremdlich.
Klar ist aber, dass die gesellschaftliche Wiedervereinigung in einigen Bereichen durch fortdauernde Ungerechtigkeiten verzögert wird. Wer außer denen, deren ökonomisches Interesse dies nahelegt, kann die immer noch existierenden Unterschiede bei Renten und Gehältern plausibel erklären? Diese Themen werden weder verständlich erklärt, noch wird den Menschen transparent gemacht, wer daran und in welcher Art und Weise arbeitet. Wann werden diese Unterschiede endlich vorbei sein?
Corona verschlimmert Spaltung innerhalb der Gesellschaft
Ist es nicht ein erschreckendes Zeichen, wie ganze Communitys die von der Regierung in Berlin und lokalen Behörden erlassenen Corona-Maßnahmen schlichtweg ignorieren und sich durch ihr fadenscheiniges Sprechen und Handeln so verantwortungslos zeigen?
Ich denke hier nicht allein an die Zusammensetzung der Anti-Corona-Demonstrationen. Das dabei viele keinerlei Skrupel kennen, gemeinsam mit Nazis und anderen fragwürdigen Existenzen ihr Separatisten-Süppchen zu kochen, ist abstoßend und zeigt, wie Teile unserer Bevölkerung zu Deutschland stehen. Viele der Leute, die sich selbst ironischerweise als «Querdenker» bezeichnen, wünschen diese «Diktatur» in engem Schulterschluss mit der dem politischen Arm dieser Bewegung auf den Müllhaufen der Geschichte.
Ausgrenzung wird forciert und der deutsche Staat sieht zu
Ich halte es für wichtig, in diesen unruhigen und Angst machenden Zeiten an diesem Feiertag den Blick zu weiten und die Millionen von Menschen mit Migrationshintergrund in dieses Bild einzubeziehen. Wie gut verkraftet unser Land den Zuzug so viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen? Wie viel Prozent des Ärgers vieler Ostdeutschen (Pegida, AfD Wahlergebnisse) geht auf Fehlentwicklungen zurück, die damit in direkter Verbindung stehen?
Worüber im Moment zu wenig gesprochen wird, sind die Hintergründe für die krass gestiegenen Corona-Infektionszahlen durch spezielle Superspreading-Ereignisse.
Insbesondere große türkische Hochzeiten, die neben den Gefahren für die gesamte Bevölkerung in einigen deutschen Städten zu viel Frustration, Unverständnis und Ärger führten, beunruhigen mich.
Dabei bemühen sich die deutschen Medien, die Herkunft der Teilnehmer nicht zu erwähnen. Sie halten sich an die Grundregeln, die der deutsche Presserat vor einiger Zeit neu getroffen hat. Indes kommt es mit ein paar Tagen Verspätung doch heraus, dass es türkische Hochzeitsgesellschaften waren, aus denen die Infektionen in die Welt gelangten. Dass die Leute sich danach in manchen Fällen sehr unkooperativ zeigten, andere jedoch sehr wohl, muss uns alle nachdenklich machen. Gerade im Hinblick auf die vor uns liegenden Wintermonate.
Es ist bekannt aber wohl auch unvermeidlich, dass die türkische Community sich beeinflussen lässt. Belege dafür gibts genug. Corona-Demo in Berlin – Wie man sich die deutsch-türkische Community verärgert – Hürriyet.de – Politik“>Dieser Artikel der deutschsprachigen Ausgabe von Hüryett.de ist aufschlussreich. Erdogan funkt in unser Land hinein, und wir lassen es geschehen.
Mir ist es egal, wenn mir diese Verbindung zwischen Ansichten und Aussagen von Ostdeutschen und dem Verhalten von Teilen der türkischen Community krumm genommen oder als Ausländerfeindlichkeit ausgelegt wird. Es ist offensichtlich, dass wir nicht in der Lage sind, durch eine angemessene Politik auf die langjährigen Probleme adäquat zu reagieren.
Gerade erst habe ich mich über den Chefredakteur der NZZ, E. Gujer, aufgeregt, weil er behauptet, dass unsere Regierung bzw. die Kanzlerin endlich mal lernen müsse, NEIN zu sagen. In vielerlei Hinsicht ist das nicht ganz verkehrt. Aber passieren wird das nicht. Übrigens auch dann nicht, wenn Laschet oder Merz CDU-Chefs und/oder Kanzler werden sollten.
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