Blendle stellt seinen Dienst ein. Nach dem 3.9.23 kann man keinen Zeitungsartikel mehr einzeln kaufen.

Wer möch­te sich mehr als 1 – 2 Abos leis­ten? Die Alter­na­ti­ve dazu ist jetzt als geschei­tert zu betrachten.

HS230625

Horst Schulte

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Dass „Blen­de“ mit sei­nem Kon­zept in Deutsch­land geschei­tert ist, war schein­bar lan­ge zu befürch­ten. Die erreich­ba­ren Pro­duk­te wur­den von Jahr zu Jahr weni­ger. Ich habe des­halb dar­auf gewar­tet, dass das Ange­bot kom­plett ein­ge­stellt wird.

Nun ist es so weit. Die­se E‑Mail habe ich ver­gan­ge­ne Woche erhalten:

8 Jah­re lang haben wir zusam­men­ge­ar­bei­tet, um Ihnen den bes­ten Jour­na­lis­mus der Welt zu bie­ten, und es war mir eine Freu­de. Aber alle guten Din­ge haben ein Ende. Am 3. Sep­tem­ber ver­ab­schie­den wir uns lei­der von unse­rer Filia­le in Deutsch­land.

Wir wer­den Sie aber nicht mit lee­ren Hän­den zurück­las­sen! Nach all die­sen Jah­ren wis­sen wir, dass Sie guten Jour­na­lis­mus zu schät­zen wis­sen. Des­halb haben wir uns mit unse­ren Freun­den von Read­ly ein beson­de­res Dan­ke­schön über­legt:
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von Blen­de

Der Medi­en­jour­na­list Ste­fan Nig­ge­mei­er hat zu die­ser bedau­er­li­chen Ent­wick­lung einen inter­es­san­ten Arti­kel geschrieben. 

Das ist für die Lese­rin­nen und Leser regel­mä­ßig frus­trie­rend, wenn sie vor ver­schlos­se­nen Arti­keln ste­hen, für die eini­ge von ihnen womög­lich sogar ein­zeln zah­len wür­den. Die­ser Frust wird aber von den Ver­la­gen nicht nur hin­ge­nom­men, er ist teil­wei­se aus­drück­lich erwünscht und Teil der Stra­te­gie: Irgend­wann, viel­leicht beim zehn­ten Mal, wenn jemand wie­der vor der Pay­wall steht, ist der Frust so groß, dass er doch noch ein Abo abschließt. 

Quel­le

An Typen wie mir geht die­se Stra­te­gie der gro­ßen Ver­la­ge und Zei­tun­gen vor­bei. Natür­lich habe ich in den letz­ten Jah­ren (trotz Blend­le) eini­ge Abos abge­schlos­sen. Sogar für den Spie­gel habe ich monat­lich ca. 20 Euro berappt und mir sogar den Luxus geleis­tet, noch ein, zwei wei­te­re Abos zu buchen. Das ist Ver­gan­gen­heit. Ich ärge­re mich, wenn ich so man­chen Arti­kel nicht lesen kann, weil er hin­ter einer Bezahl­schran­ke ver­bor­gen bleibt und nir­gends eine Mög­lich­keit exis­tiert, die­sen oder jenen ein­zel­nen Bei­trag zu kau­fen. Des­halb wer­de ich, auch ange­sichts der Offen­le­gung Nig­ge­mei­ers, dass dies tat­säch­lich einer Stra­te­gie der Anbie­ter ent­spricht, die­sen Köder nicht schlucken. 

Dass bestimm­te News-Por­ta­le den einen oder ande­ren Arti­kel (viel­leicht mit etwas zeit­li­chem Ver­satz) zur kos­ten­lo­sen Lek­tü­re anbie­ten, wird den meis­ten inter­es­sier­ten Lesern nicht ent­gan­gen sein, übri­gens eben­so wenig, wie die Tat­sa­che, dass Blen­de Arti­kel zum Kauf anbie­tet, die über­ra­schen­der­wei­se im ursprüng­li­chen Medi­um dann doch kos­ten­los ver­füg­bar waren. Es mag sein, dass irgend­ein Aspekt die Ver­ant­wort­li­chen dazu beweg­te, einen Arti­kel nicht dau­er­haft hin­ter einer Pay­wall zu verstecken. 

Wenn Arti­kel, was nicht sel­ten vor­kommt, in TV-Sen­dun­gen beson­ders her­vor­ge­ho­ben wer­den (bei Lanz geschieht das häu­fig), könn­te die­ser Sach­ver­halt dazu füh­ren, dass der Arti­kel, der zunächst hin­ter einer Pay­wall ver­steckt war, nun für die All­ge­mein­heit les­bar wird.

Wer sich gern breit infor­miert und nicht gern auf eine der vie­len, manch­mal auch frag­wür­di­gen Quel­len aller poli­ti­schen Rich­tun­gen zurück­grei­fen will, den könn­te es teu­er zu ste­hen kom­men, wenn er mehr als ein Abo nutzt. Denn auch bei den Prei­sen für Abos hat sich IMHO eini­ges getan. Mit einem Ange­bot, 0,99 € für den ers­ten Monat zu zah­len und danach 9,99 € je Monat lässt sich nicht wirk­lich arbei­ten. Frü­her ™ – genau­er gesagt von 1976 bis 2017 waren mei­ne Frau und ich Abon­nen­ten des Köl­ner Stadt-Anzei­ger. Jetzt sam­meln wir unse­re Infor­ma­tio­nen haupt­säch­lich im Inter­net. Ich habe mei­ne Zwei­fel, ob wir heu­te klü­ger sind.

Scha­de, dass Blend­le aufgibt.

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Horst Schulte
Rentner, Blogger & Hobbyfotograf
Mein Bloggerleben reicht bis ins Jahr 2004 zurück. Ich bin jetzt 71 Jahre alt und lebe seit meiner Geburt (auch aus Überzeugung) auf dem Land.

Schlagworte: Abos

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